Römisches Britannien: Ungewöhnliches Gebäude verblüfft Archäologen
Einen vergleichbaren Fund wie in Norfolk kennen Archäologen bislang noch nicht: In der englischen Grafschaft stießen sie auf die Überreste eines ungewöhnlichen Baus mit Y-förmigen Seitentrakten. Ob das zirka 1800 Jahre alte Gebäude einst als Tempel oder Wohnhaus diente, darüber sind sich die Forscher aber noch uneinig.
Auf Luftbildaufnahmen entdeckte der Archäologe William Bowden von der University of Nottingham den Grundriss des Bauwerks, das nach ersten Probegrabungen ins 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. datiert werden kann. Der Bau besteht aus einer Folge quadratischer und rechteckiger Räume, die sich in zwei 13,5 Meter lange Seitenflügel fortsetzen. Da zur Fundamentierung nur der Lehmboden festgestampft wurde, vermutet Bowden, dass das Haus Wände aus Holz und Lehm besaß und mit einem Strohdach gedeckt war. Insgesamt konnten die Archäologen nur wenige Funde bergen, was dafür spricht, dass der Bau nur kurze Zeit in Gebrauch war. Des Weiteren zeichneten sich auf den Luftbildern zwei Reihen von Pfostenlöchern ab, die nach Aussage von Keramikfunden zu einem Anbau aus der Zeit zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert gehören.
Über die einstige Funktion des Gebäudes herrscht noch Ungewissheit. "Womöglich diente es als Tempel oder Schrein", so Bowden. "Das Haus liegt auf einer Anhöhe und war gut von der Straße sowie der nahe gelegenen antiken Hauptstadt Venta Icenorum aus zu sehen" – aus diesem Grund könnte es auch eine luxuriöse Sommervilla gewesen sein.
Die Römer gelangten nach der Invasion Britanniens 43 n. Chr. auch in das heutige Norfolk, wo damals die Iceni, ein keltischer Stamm, siedelten. Diese errangen den Status eines Verbündeten. Nach dem Tod des icenischen Königs sollte das Gebiet unter römische Verwaltung gestellt werden. Boudicca, die Witwe des Königs, rief 60 n. Chr. zu einem blutigen Aufstand auf, der ein Jahr später vom römischen Statthalter Paulinus niedergeschlagen wurde.
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