Politik: Ungleichheit macht Demokratie unbeliebt
In Ländern mit hoher wirtschaftlicher Ungleichheit sind die Wählerinnen und Wähler auf der Verliererseite unzufriedener mit der Demokratie und entsprechend weniger geneigt, das Ergebnis zu akzeptieren. Zu diesem Schluss kommen Eric Chang und Sung Min Han von der Michigan State University anhand einer Untersuchung von Wahlen in insgesamt 43 Staaten. Demnach ist die Einkommensverteilung in einem Land der wichtigste Faktor dafür, wie stark sich Gewinner und Verlierer in ihrer Wahrnehmung der Legitimität des Ergebnisses unterscheiden. Bisher gehen viele Fachleute davon aus, dass vor allem das politische System die unterschiedlichen Bewertungen beeinflusst.
Damit eine Demokratie auf lange Sicht stabil ist, müssen auch die Verlierer einer Wahl das Ergebnis grundsätzlich als legitim anerkennen, auch wenn sie mit dem Ergebnis nicht glücklich sind. Laut diesem »winner-loser gap« ist der Unterschied zwischen Gewinnern und Verlierern in Konsenssystemen kleiner, in denen auch die Wahlverlierer Einflussmöglichkeiten und Hoffnung auf zukünftige Wahlsiege haben.
Nach den Ergebnissen von Chang und Han jedoch bestimmt weniger das politische System, ob die Beteiligten auch mit einer Niederlage gut leben können, als vielmehr wirtschaftliche Parameter: Wenn die Ungleichheit höher ist, steht für alle Bürgerinnen und Bürger des Landes mehr auf dem Spiel als bei ähnlich verteilten Einkommen – einfach weil Unterschiede in der Regierungspolitik auf Menschen mit sehr verschiedenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch stärker schwankende Auswirkungen haben. Entsprechend haben alle Wählerinnen und Wähler bei einer Niederlage mehr zu verlieren – und sind entsprechend weniger bereit, das Ergebnis zu akzeptieren.
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