Sozialforschung: Ungleichheit steigert Risikofreude
In Gesellschaften mit einer größeren Spannweite zwischen Arm und Reich sind Menschen tendenziell risikofreudiger. Das berichtet ein Team um B. Keith Payne von der University of North Carolina anhand von Glücksspielexperimenten und Google-Suchanfragen über mehr oder weniger riskante Einnahmequellen. Aus den Ergebnissen folgert die Arbeitsgruppe, dass sich Menschen bevorzugt mit höheren sozialen Schichten vergleichen – und je größer der Unterschied, desto größer auch die Bereitschaft, für hohen Gewinn hohe Risiken einzugehen. Payne und sein Team machen den Effekt zum Teil dafür verantwortlich, dass ungleichere Gesellschaften oft in Kategorien wie Gesundheit oder Kriminalität ungewöhnlich schlecht abschneiden: Zusätzlich zur Armut trügen dazu auch riskante Entscheidungen bei, die häufiger schiefgehen.
Um den Effekt von wahrgenommener Ungleichheit zu messen, ließ Payne insgesamt über 300 Versuchspersonen in zwei separaten Versuchen an einem Glücksspiel teilnehmen. Vorher gab er ihnen fiktive Daten über die Ergebnisse vorheriger Spielerinnen und Spieler mit unterschiedlich großer Spannweite der Gewinne. Dabei spielten Versuchspersonen, denen man den größten Unterschied zwischen hohen und niedrigen Gewinnen vorgaukelte, auch riskanter. Der Effekt zeigte sich in beiden Durchgängen, trotz unterschiedlicher Versuchsdetails. Um zu belegen, dass der Effekt auch im Freiland Bedeutung hat, wertete die Arbeitsgruppe Suchbegriffe mit Finanzthemen aus verschiedenen US-Bundesstaaten aus. Sie kommen zu dem Schluss: Risikoträchtige Einnahmeformen wie Glücksspiel erfreuen sich in Staaten mit größerer Ungleichheit höherer Beliebtheit.
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