Direkt zum Inhalt

Mondlandung: Israelische Mondsonde Beresheet zerschellt

Die Landung der israelischen Mondsonde Beresheet am Abend des 11. April 2019 ist gescheitert: Sie zerschellte beim Landeanflug im Mare Serenitatis. Die Gründe waren ein Versagen der Sensoren der Lagekontrolle und des Haupttriebwerks.
Die israelische Mondsonde Beresheet (Künstlerische Darstellung)

Lange Gesichter kurz nach 21:30 Uhr MESZ im Kontrollzentrum der Raumsonde Beresheet bei der israelischen Raumfahrtfirma SpaceIL: Eigentlich sollte die Sonde in diesen Minuten kontrolliert auf dem Erdtrabanten aufsetzen. Aber stattdessen bohrte sich Beresheet mit hoher Geschwindigkeit in die Mondoberfläche, der Funkkontakt riss schlagartig ab. Schnell stand damit fest, dass die Landung gescheitert war und ein kleiner neuer Krater auf dem Mond entstanden ist.

Beresheet – der Name stammt aus dem Althebräischen und bedeutet: am Anfang – war am 22. Februar 2019 an Bord einer Falcon-9-Trägerrakete als Beifracht gestartet und umkreiste zunächst mehrmals die Erde auf immer weiteren Umlaufbahnen. Am 4. April gelang der Eintritt in einen Orbit um den Erdtrabanten, der durch Schubmanöver des Bordantriebs immer näher an die Mondoberfläche herangeführt wurde. Am 11. April sollte das überwiegend mit Spenden finanzierte Unternehmen seinen krönenden Abschluss mit einer weichen Landung im Mare Serenitatis finden.

Die Absturzstelle der israelischen Mondsonde Beresheet | Die Mondsonde Lunar Reconnaissance Orbiter der NASA hat die Absturzstelle der ersten israelischen Mondsonde Beresheet fotografiert. Links ist eine normale Ansicht des Absturzgebiets zu sehen, rechts wurde durch spezielle Bildverarbeitung der Kontrast erhöht. Man erkennt eine helle Region mit einem dunklen Zentrum, die sich über rund 100 Meter erstreckt. Das dunkle Material sind die Trümmer der Raumsonde, die mit annähernd 500 Kilometern pro Stunde auf dem Mond aufschlug. Der Maßstabsbalken ist 100 Meter lang.

Der Landeanflug begann um 21:11 Uhr MESZ mit einem Schubmanöver des Bordantriebs in 22 Kilometer Höhe über dem Mondboden und sollte um 21:25 Uhr mit dem sanften Aufsetzen auf dem Erdtrabanten enden. Anfangs schien alles glattzugehen, Beresheet hielt sich exakt an die komplexe Choreografie. Während der Live-Übertragung via Internet wurden die wichtigsten Parameter der Sonde eingeblendet. Mit ihnen ließ sich verfolgen, wie die Sonde der Mondoberfläche immer näher kam und ihre relative Geschwindigkeit zu ihr immer geringer wurde.

Eines der letzten Bilder von Beresheet vor dem Crash | Kurz vor dem Zerschellen auf der Mondoberfläche am 11. April 2019 übertrug die israelische Mondsonde Beresheet dieses Bild der zerklüfteten Landschaft unseres Trabanten.

Erste Hinweise auf Probleme tauchten um 21:21 Uhr auf, als die Telemetrie aussetzte, also keine Daten mehr ankamen, die Auskunft über den technischen Zustand der Sonde boten. Die Ursache war einer der Messsensoren für die Lage und Ausrichtung der Sonde, eine »Inertial Measurement Unit« – sie hatte sich neu gestartet. Die Telemetrie erschien wieder, aber einer der Indikatoren zeigte eine zu hohe vertikale Geschwindigkeit von rund 120 Metern pro Sekunde (432 Kilometern pro Stunde) relativ zum Mondboden an.

Wenige Sekunden später erlosch die Betriebsanzeige des Hauptantriebs, der Raketenmotor hatte ausgesetzt. Er startete wieder, aber schaffte es nicht mehr, die Sonde richtig abzubremsen. Beresheet war zu dieser Zeit 149 Meter über Grund und bewegte sich mit einer vertikalen Geschwindigkeit von 134 Metern pro Sekunde (480 Kilometern pro Stunde) und einer horizontalen Geschwindigkeit von 947 Metern pro Sekunde (3410 Kilometern pro Stunde). Das Signal riss um 21:23 Uhr für immer ab – die Landung war gescheitert.

Damit zeigt sich, dass eine weiche Landung auf dem Mond trotz moderner Technik immer noch eine schwierige Aufgabe ist. Sie ist beispielsweise der europäischen Raumfahrt noch nicht gelungen, und wurde auch bislang trotz aller vollmundigen Versprechen auch noch nicht ernsthaft angestrebt. Nun muss die Analyse der Telemetriedaten zeigen, was der Grund für das Scheitern der Landung von Beresheet war. Die Betreiber von SpaceIL zeigen sich aber zuversichtlich und wollen in einigen Jahren erneut einen Versuch wagen – dann mit den nun gesammelten schmerzlichen Erfahrungen.

Update vom 16. Mai 2019: Die NASA-Raumsonde Lunar Reconnaissance Orbiter, die seit rund zehn Jahren unseren Mond detailliert erkundet, hat eine Aufnahme geliefert, die den Aufschlagpunkt der israelischen Mondsonde Beresheet zeigt, die am 11. April 2019 beim Landeversuch zerschellte. Das Bild enthüllt, dass der Aufschlag mit großer Wucht erfolgte und sich die Trümmer der Sonde über ein rund 100 Meter großes Gebiet verteilen. Beim Aufschlag entstand ein kleiner Krater.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.