Mondlandung: Israelische Mondsonde Beresheet zerschellt
Lange Gesichter kurz nach 21:30 Uhr MESZ im Kontrollzentrum der Raumsonde Beresheet bei der israelischen Raumfahrtfirma SpaceIL: Eigentlich sollte die Sonde in diesen Minuten kontrolliert auf dem Erdtrabanten aufsetzen. Aber stattdessen bohrte sich Beresheet mit hoher Geschwindigkeit in die Mondoberfläche, der Funkkontakt riss schlagartig ab. Schnell stand damit fest, dass die Landung gescheitert war und ein kleiner neuer Krater auf dem Mond entstanden ist.
Beresheet – der Name stammt aus dem Althebräischen und bedeutet: am Anfang – war am 22. Februar 2019 an Bord einer Falcon-9-Trägerrakete als Beifracht gestartet und umkreiste zunächst mehrmals die Erde auf immer weiteren Umlaufbahnen. Am 4. April gelang der Eintritt in einen Orbit um den Erdtrabanten, der durch Schubmanöver des Bordantriebs immer näher an die Mondoberfläche herangeführt wurde. Am 11. April sollte das überwiegend mit Spenden finanzierte Unternehmen seinen krönenden Abschluss mit einer weichen Landung im Mare Serenitatis finden.
Der Landeanflug begann um 21:11 Uhr MESZ mit einem Schubmanöver des Bordantriebs in 22 Kilometer Höhe über dem Mondboden und sollte um 21:25 Uhr mit dem sanften Aufsetzen auf dem Erdtrabanten enden. Anfangs schien alles glattzugehen, Beresheet hielt sich exakt an die komplexe Choreografie. Während der Live-Übertragung via Internet wurden die wichtigsten Parameter der Sonde eingeblendet. Mit ihnen ließ sich verfolgen, wie die Sonde der Mondoberfläche immer näher kam und ihre relative Geschwindigkeit zu ihr immer geringer wurde.
Erste Hinweise auf Probleme tauchten um 21:21 Uhr auf, als die Telemetrie aussetzte, also keine Daten mehr ankamen, die Auskunft über den technischen Zustand der Sonde boten. Die Ursache war einer der Messsensoren für die Lage und Ausrichtung der Sonde, eine »Inertial Measurement Unit« – sie hatte sich neu gestartet. Die Telemetrie erschien wieder, aber einer der Indikatoren zeigte eine zu hohe vertikale Geschwindigkeit von rund 120 Metern pro Sekunde (432 Kilometern pro Stunde) relativ zum Mondboden an.
Wenige Sekunden später erlosch die Betriebsanzeige des Hauptantriebs, der Raketenmotor hatte ausgesetzt. Er startete wieder, aber schaffte es nicht mehr, die Sonde richtig abzubremsen. Beresheet war zu dieser Zeit 149 Meter über Grund und bewegte sich mit einer vertikalen Geschwindigkeit von 134 Metern pro Sekunde (480 Kilometern pro Stunde) und einer horizontalen Geschwindigkeit von 947 Metern pro Sekunde (3410 Kilometern pro Stunde). Das Signal riss um 21:23 Uhr für immer ab – die Landung war gescheitert.
Damit zeigt sich, dass eine weiche Landung auf dem Mond trotz moderner Technik immer noch eine schwierige Aufgabe ist. Sie ist beispielsweise der europäischen Raumfahrt noch nicht gelungen, und wurde auch bislang trotz aller vollmundigen Versprechen auch noch nicht ernsthaft angestrebt. Nun muss die Analyse der Telemetriedaten zeigen, was der Grund für das Scheitern der Landung von Beresheet war. Die Betreiber von SpaceIL zeigen sich aber zuversichtlich und wollen in einigen Jahren erneut einen Versuch wagen – dann mit den nun gesammelten schmerzlichen Erfahrungen.
Update vom 16. Mai 2019: Die NASA-Raumsonde Lunar Reconnaissance Orbiter, die seit rund zehn Jahren unseren Mond detailliert erkundet, hat eine Aufnahme geliefert, die den Aufschlagpunkt der israelischen Mondsonde Beresheet zeigt, die am 11. April 2019 beim Landeversuch zerschellte. Das Bild enthüllt, dass der Aufschlag mit großer Wucht erfolgte und sich die Trümmer der Sonde über ein rund 100 Meter großes Gebiet verteilen. Beim Aufschlag entstand ein kleiner Krater.
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