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News: Universelle Dyslexie

Kinder und Erwachsene mit Leseschwierigkeiten gibt es in jeder Nationalität und Sprache. Sie sind nicht auf schwierige Sprachen wie Englisch beschränkt, sondern treten etwa auch bei Italienern, wenn auch in geringeren Mengen, auf. Nach der heutigen Meinung der Wissenschaftler liegt für diese Probleme eine genetische Ursache vor, die sich durch neurologische Störungen manifestiert. Doch unterscheiden sich diese bei Engländern und Italienern, oder haben sie alle die gleichen Probleme? Ja, sagt eine neue Studie. Die im Gehirn auftretenden Prozesse sind bei allen gleich - egal, welche Sprache sie sprechen.
Zeigt ein Kind Schwierigkeiten beim Lesen und die Wörter kommen nicht so über die Lippen, wie sie sollen, dann kann es sich um eine Lernstörung, die so genannte Dyslexie handeln. Nun könnte man annehmen, dass die Probleme größer werden oder häufiger auftreten, wenn die Sprache komplex und schwierig ist. So gibt es etwa im Englischen 1200 Wege, um 40 Klänge wiederzugeben. Die Qual der Wahl ist damit groß. Manche Worte kann man nur dann richtig aussprechen, wenn man sie vorher schon mal gehört hat, denn die Schreibweise gibt nicht automatisch darüber Auskunft. Im Italienischen hingegen gibt es nichts Vergleichbares. Hier bedeutet dieselbe Buchstabenkombination mit nahezu schlafwandlerischer Sicherheit auch dieselbe Aussprache. Und so wundert es nicht, dass die Anzahl Zehnjähriger mit Schwierigkeiten in Italien nur halb so groß ist wie in Amerika.

Doch mit der neurologischen Basis von Dyslexie hat der Sprachenunterschied nichts zu tun. Hier sind Italiener, Franzosen und Engländer alle gleich, wie ein internationales Forschungsteam um Eraldo Paulescu von der Università degli Studi Milano-Bicocca nun herausgefunden hat. Die an der Studie beteiligten Erwachsenen schnitten in einem phonologischen Test des Kurzzeit-Gedächtnisses alle gleich schlecht ab, aber in Lesetests überflügelten Italiener mit Dyslexie ihre Mitstreiter. Um die neurologische Grundlage aufzuspüren, überprüften die Wissenschaftler mit Hilfe der Positronen-Emission-Tomographie (PET) den Blutstrom ihrer Probanden und somit ihre Gehirnaktivität. Bei allen zeigte sich eine verminderte Durchblutung des linken Temporallappens während der Leseübungen.

Doch die Sprachen sind unterschiedlich schwer, dass lässt sich nicht leugnen. Und so kommt es zu den prozentualen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern. Während in Italien leichte Fälle unentdeckt bleiben, fallen sie bei der englischen Orthographie schneller auf. Umgekehrt, so die Meinung der Ko-Autorin der Studie, Uta Frith vom Institute of Cognitive Neuroscience des University College in London, "erscheinen milde Fälle von Dyslexie bei unregelmäßiger Orthographie, wie im englischen und französischen, viel schlimmer."

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