NASA vs. Naturgesetze: »Unmögliches« Raketentriebwerk funktioniert doch nicht
Ein Raketenantrieb, der keinen Treibstoff braucht, die bekannten Naturgesetze verletzt, aber trotzdem in 70 Tagen zum Mars fliegen kann: Seit etwa der Jahrtausendwende geistert ein als EM-Drive bezeichnetes Prinzip durch die Welt und die Fachliteratur. Der Raketenantrieb basiert allein auf Mikrowellen und verletzt, das ist der Schönheitsfehler, die Impulserhaltung. Dennoch zeigten Experimente, sogar solche der NASA, angeblich eine kleine, aber nicht wegzuerklärende Schubkraft.
Der große Vorteil des hypothetisch-mysteriösen Antriebs: Er funktioniert ohne Ausstoß von Material in die entgegengesetzte Richtung. Dadurch müsste ein so angetriebenes Raumschiff keinen Treibstoff mitnehmen; exakt das führt aber zum schon erwähnten Problem mit fundamentalen Naturgesetzen. Woher kommt also die in einigen Versuchen gemessene Schubkraft? Ist eine neue Physik im Spiel?
Nun hat eine Arbeitsgruppe um Martin Tajmar von der TU Dresden allerdings die Aufmerksamkeit auf eine andere mögliche Ursache gelenkt, die schon viele vermeintlich sensationelle Entdeckungen auf dem Gewissen hat: Messfehler. Das Ziel ihrer Arbeit sei, eine Forschungsinfrastruktur zu schaffen, die bei neuen Antriebskonzepten sehr präzise echte Schubkräfte von unerwünschten Einflüssen unterscheidet – und so herausfindet, was tatsächlich funktioniert und was nicht.
Testfall und vermutlich erstes Opfer dieses strikten Ansatzes war ein Duplikat des von der NASA untersuchten EM-Antriebs auf Basis eines mikrowellengefüllten Hohlraums. Vier Mikronewton, entsprechend der Gewichtskraft eines etwas größeren Sandkorns, maß die Dresdener Gruppe am Nachbau des EM-Antriebs der NASA. Allerdings erwies sich die Kraft als unabhängig von Stärke und sogar Richtung der eingesetzten Mikrowellen, was auf einen konstanten Einfluss von außen hindeutet.
Wie das Team um Tajmar nun auf einer Antriebskonferenz der Französischen Luft- und Raumfahrtgesellschaft berichtete, entdeckte es eine universelle Fehlerquelle, die auch frühere Messungen ruiniert haben könnte. Ein paar Zentimeter Kabel seien nicht gegen das Erdmagnetfeld abgeschirmt gewesen, der darin fließende Strom habe wohl eine Kraft erzeugt. Rechnungen zeigten, dass der Fehler die komplette gemessene Schubkraft erklären könne, so das Team. Die Arbeitsgruppe wird nun den Antrieb mit stärkeren Feldern und anderen Frequenzen testen, um doch noch den gesuchten Effekt zu finden – oder aber weitere ungewöhnliche und spannende Fehlerquellen.
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