Sprachentwicklung: Unruhige Zeiten beschleunigen Wortschatzwandel
Søren Wichmann vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und Kollegen haben sich auf die Suche nach Trends in der Entwicklung des Wortschatzes einer Sprache begeben. Dabei zeigte sich: In allen sieben untersuchten Sprachen verändert sich das so genannte Lexikon in ähnlichem Maß – allerdings nur, wenn man lange Zeiträume betrachtet.
Auf kurzen Skalen dominieren gesellschaftliche Entwicklungen. Sie überlagern dann die kontinuierliche Wortschatzentwicklung. "Wenn ein Krieg ausbricht oder eine Revolution stattfindet, werden der Sprache neue Wörter hinzugefügt, die die Veränderungen widerspiegeln, denen die Menschen in ihrem Lebensraum ausgesetzt sind", sagt Wichmann. In Zeiten der Stabilität, wie etwa im Viktorianischen Zeitalter in Großbritannien, bliebe hingegen auch der Wortschatz relativ konstant.
Das lesen die Wissenschaftler aus dem Korpus von Google Books, den die Softwarefirma in Form des Ngram-Viewers aufbereitet hat. Die Datenbank enthält digitalisierte Bücher aus den vergangenen Jahrhunderten und eignet sich vergleichsweise einfach dazu, Informationen zu Worthäufigkeiten und -verwendungsweisen zu gewinnen. Für sieben europäische Sprachen bestimmte das Wissenschaftlerteam diverse Kenngrößen.
Es zeigte sich beispielsweise, dass die Unterschiede im Wortgebrauch zwischen amerikanischem und britischem Englisch über die Jahre stark variierten: Während sich beide Dialekte des Englischen seit 1850 auseinanderentwickelten, näherten sie sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wieder aneinander an, so die Forscher. Ausschlaggebend dafür sei der Einfluss der Massenmedien.
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