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Artenschutz: Unsicherer Schutz

Nationalparks und Reservate sollen bedrohten Tieren einen Rückzugsraum bieten. Doch eine aktuelle Studie zu Kenia zeigt, dass deren Zahl in den Schutzgebieten genauso stark schrumpft wie außerhalb. Schuld sind Wilderer, aber auch eine fehlerhafte Konzeption der Reservate.
Elefantenbulle
Gnuherden streifen unweit von Elefanten durch das Gras, Giraffen staksen in kleinen Gruppen durch die Buschlandschaft, in der Ferne sieht man eine Herde Schwarzfersenantilopen. Auf den ersten Blick scheint das Leben der Tiere in afrikanischen Nationalparks gut geschützt: Die Bewirtschaftung der Areale ist verboten, Ranger minimieren die Abschüsse durch Wilderer, Öko-Tourismus spült zusätzlich etwas Geld in die Kassen.

Elefanten im kenianischen Samburu-Nationalpark | Die meisten Elefanten begnügen sich in der Trockenzeit mit Busch und Strauch. Manch einer ist aber auf andere Leckereien aus.
Die Idylle trügt jedoch. Das zumindest legt eine Studie des African Conservation Center in Nairobi für die Situation von kenianischen Nationalparks nahe. Denn die Zahl der Tiere in den Schutzgebieten Kenias nimmt genauso rasant ab wie außerhalb der Parks und Reservate. Zudem leidet auch die Biodiversität innerhalb der Schutzgebiete. Das ermittelte David Western, Direktor des African Conservation Center in Nairobi und Gastprofessor an der US-amerikanischen UC San Diego, zusammen mit Kollegen in einer aktuellen Studie.

Western untersuchte Daten von über 270 Wildtierzählungen in ganz Kenia aus den letzten 25 Jahren und verglich diese mit den Zahlen aus den 23 kenianischen Nationalparks sowie den 26 Nationalreservaten. Für die Zeit zwischen 1977 und 1997 ermittelte er dabei einen Rückgang der Bestände um 40 Prozent – und zwar sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schutzgebiete.

Artensterben hält an

Die Zahlen reihen sich ein in eine düstere Bilanz zum Rückgang der weltweiten Artenvielfalt, die vergangene Woche von der International Union for Conservation of Nature (IUNC) vorgestellt wurde. Demnach sind in den vergangenen Jahren 869 Tierarten ausgestorben, 17 000 weitere Arten stehen vor der Ausrottung. Ursache ist neben Klimawandel, Wasserverschmutzung und Überfischung vor allem die Zerstörung von Habitaten. Darum wirkt die aktuelle Studie von David Warren besonders erschreckend, gilt doch die Ausweisung von Nationalparks als gute Methode der Artenerhaltung.

Giraffen und Akazien | Giraffen ernähren sich von Akazien wie der Flötenakazie (Acacia drepanolobium), die im Vordergrund zu sehen ist. Fehlen diese großen Pflanzenfresser, dann geht es den Bäumen jedoch nicht besser, sondern schlechter.
Doch dies allein sei nicht ausreichend, so der Forscher: "Wir beginnen zu verstehen, dass auch die Belastungen im Umfeld der Parks Einfluss auf die Wildtiere innerhalb der Parks nehmen können." Viele Nationalparks etwa nähmen keine Rücksicht auf die Wanderungsbewegungen von Tieren. "Die kenianischen Parks wurden meist in Gegenden errichtet, in denen die Menschen große Ansammlungen von Tieren vorfanden", sagt Western: "Das waren aber typischerweise die Areale, in die sich die Tiere während einer Dürre zurückziehen. Saisonale Migration wurde meist ignoriert, weil man gar nicht wusste, wohin die Tiere wanderten."

Den Tieren bekommen die Zäune schlecht

Zum Schutz vor Wilderern, die noch immer zahlreiche Tiere erlegen, wurden viele Nationalparks zudem durch Zäune gesichert. Elefanten aber bräuchten viel Platz zum herumstreifen. "Werden sie durch kleinere Areale begrenzt, reißen sie die Baumvegetation aus", so Western. Dadurch aber verringere sich der Lebensraum für Waldbewohner wie Giraffen, Kudus oder Schwarzfersenantilopen – letztlich zerstörten die Tiere darum selbst die Artenvielfalt in ihren Schutzgebieten.

Einen Ausweg könnten der Studie zufolge Ausweichareale außerhalb der Nationalparks schaffen, die sowohl den Viehzüchtern als auch den Wildtieren zusätzlichen Raum geben würden. Wichtiger noch sei es allerdings, dass auch die lokale Bevölkerung von dem Schutz der Tiere profitiere: "Momentan gehen die Einnahmen aus dem Park-Tourismus an Touren-Anbieter, Hoteliers und die Regierung – aber nicht an die Landbevölkerung", kritisiert David Western.
  • Quellen
Western, D. et al.:The Status of Wildlife in Protected Areas Compared to Non-Protected Areas of Kenya. In: Public Library of Science One 10.1371/journal.pone.0006140, 2009.

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