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News: Unter Callistos eisiger Oberfläche

Der Jupitermond Callisto hat eigentlich nicht sonderlich viel zu bieten. Seine Oberfläche hat sich seit seiner Entstehung - abgesehen von zahlreichen Meteoriteneinschlägen - nicht verändert. Zwar weiß man seit 1998, dass der Mond beinahe zur Hälfte aus Wasser besteht, doch dass dieses flüssig ist und vielleicht einen ganzen Ozean füllt, dass hielt man bislang für undenkbar.
Die Oberfläche des 4806 Kilometer durchmessenden Jupitermondes Callisto ist eintönig und voller Meteoriten-Krater. Ganz offensichtlich hat sich hier seit der Entstehung Jupiters und seiner Monde nichts mehr getan: keine Vulkane, keine Gebirge, keine Störungen. "Um ehrlich zu sein, fanden wir Geologen den Jupitermond Callisto bislang ziemlich langweilig", meint Kristin Bennett vom Los Alamos National Laboratory in New Mexico. Eine Einstellung, die sie nach der Lektüre der neuesten Analysen von Javier Ruiz von der Universidad Complutense de Madrid allerdings gründlich revidierte.

Immerhin hatte die Raumsonde Galileo schon 1998 ein merkwürdig schwankendes Magnetfeld diagnostiziert, woraufhin Forscher den Verdacht schöpften, dass im Untergrund salzhaltiges Wasser wabert. Weil Salzwasser elektrisch leitend ist, könnte es mit dem Magnetfeld von Jupiter wechselwirken und so die beobachteten Schwankungen bedingen. Bis zu 40 Prozent des Mondes bestünden demnach aus Eis und Wasser.

Ein Problem ließ sich dabei bislang jedoch nicht lösen, denn allen Vorstellungen über den Wärmefluss im Inneren von Callisto zufolge, hätte der Mond innerhalb weniger Hundert Millionen Jahre zufrieren müssen. Hundert Millionen Jahre, in der 4,5 Milliarden Jahre alten Geschichte des Mondes ist das nicht mehr als ein Augenblick. Und anders als bei dem Jupitermond Europa – hier zweifelt kaum jemand an der Existenz großer Mengen flüssigen Wassers – sind die Gezeitenkräfte des Jupiter nicht ausreichend, um das Eis der Callisto zu schmelzen.

Doch nun fand Javier Ruiz heraus, dass allein die Energie aus dem Zerfall radioaktiver Substanzen im Kern von Callisto ausreichte, um das Eis in der Tiefe des Mondes zu schmelzen. Denn die Druck- und Temperaturbedingungen im Mondinneren haben einen größeren Einfluss auf die Viskosität des Eises als bisher angenommen, sodass dessen Wärmeleitfähigkeit viel geringer ist. Ruiz Modelle zeigten, dass heterogenen und überaus anisotropen Eisschichten die Wärmeenergie aus dem Mondinneren isolieren und auf diese Weise große Wassermassen dauerhaft flüssig bleiben können. 150 Kilometer unter der Oberfläche könnte sich somit ein 20 Kilometer dicker Ozean befinden.

Und wo Wasser ist, da ist auch Leben – dies ist jedenfalls auf der Erde ausnahmslos der Fall. Mit einem Mal könnte die einst unbeachtete Callisto für spektakuläre Überraschungen gut sein. Für Kristin Bennett wandelte sich der Mond gar von grauen Entlein zum prächtigen Schwan.

  • Quellen
Nature 412: 395–396 (2001)
Nature 412: 409–411 (2001)

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