News: Unter Callistos eisiger Oberfläche
Immerhin hatte die Raumsonde Galileo schon 1998 ein merkwürdig schwankendes Magnetfeld diagnostiziert, woraufhin Forscher den Verdacht schöpften, dass im Untergrund salzhaltiges Wasser wabert. Weil Salzwasser elektrisch leitend ist, könnte es mit dem Magnetfeld von Jupiter wechselwirken und so die beobachteten Schwankungen bedingen. Bis zu 40 Prozent des Mondes bestünden demnach aus Eis und Wasser.
Ein Problem ließ sich dabei bislang jedoch nicht lösen, denn allen Vorstellungen über den Wärmefluss im Inneren von Callisto zufolge, hätte der Mond innerhalb weniger Hundert Millionen Jahre zufrieren müssen. Hundert Millionen Jahre, in der 4,5 Milliarden Jahre alten Geschichte des Mondes ist das nicht mehr als ein Augenblick. Und anders als bei dem Jupitermond Europa – hier zweifelt kaum jemand an der Existenz großer Mengen flüssigen Wassers – sind die Gezeitenkräfte des Jupiter nicht ausreichend, um das Eis der Callisto zu schmelzen.
Doch nun fand Javier Ruiz heraus, dass allein die Energie aus dem Zerfall radioaktiver Substanzen im Kern von Callisto ausreichte, um das Eis in der Tiefe des Mondes zu schmelzen. Denn die Druck- und Temperaturbedingungen im Mondinneren haben einen größeren Einfluss auf die Viskosität des Eises als bisher angenommen, sodass dessen Wärmeleitfähigkeit viel geringer ist. Ruiz Modelle zeigten, dass heterogenen und überaus anisotropen Eisschichten die Wärmeenergie aus dem Mondinneren isolieren und auf diese Weise große Wassermassen dauerhaft flüssig bleiben können. 150 Kilometer unter der Oberfläche könnte sich somit ein 20 Kilometer dicker Ozean befinden.
Und wo Wasser ist, da ist auch Leben – dies ist jedenfalls auf der Erde ausnahmslos der Fall. Mit einem Mal könnte die einst unbeachtete Callisto für spektakuläre Überraschungen gut sein. Für Kristin Bennett wandelte sich der Mond gar von grauen Entlein zum prächtigen Schwan.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.