Ozean der Zukunft: Untergetaucht
Klimawandel, Umweltverschmutzung, Überfischung: Die Zukunft des Ozeans sieht nicht gerade rosig aus. Das Kieler Exzellenzcluster "Future Ocean" erforscht darum mit Nachdruck die unterschiedlichsten Aspekte rund um den größten Lebensraum der Erde. Eine kreativ gestaltete Ausstellung soll nun auch Laien Einblicke in die Erforschung des Meeres geben.
Der Kieler Himmel ist wolkenverhangen. Die Luft riecht nach dem Meer, dass nur wenige Meter entfernt an die Stege der Wasserkante schwappt. Es nieselt. Doch ein kleiner Schritt genügt, um abzutauchen. Hinein in die Ausstellung des Kieler Exzellenzclusters "Ozean der Zukunft", das die drängenden Probleme der marinen Welt interdisziplinär erforschen will.
Exzellente Forschung
Mit der fünfwöchigen Schau, die am 2. Juni eröffnete, will das Kieler Meeresforschungsinstitut über die aktuellen Probleme der Meere informieren – und ganz nebenbei auch das eigene Exzellenzcluster vorstellen, dass im vergangenen Jahr als eines der wenigen norddeutschen Projekte bei der Exzellenzinitiative des Wissenschaftsrates ausgezeichnet wurde und finanzielle Förderung erhielt. Sechs Fakultäten und 26 Institute der Kieler Christian-Albrechts-Universität arbeiten hier mit dem Institut für Weltwirtschaft, der Muthesius-Kunsthochschule und dem IFM-Geomar zusammen, um etwa die Zukunft des Golfstroms oder die Auswirkungen des Klimawandels auf das marine Leben zu untersuchen.
Im Dunkel der Ausstellungsräume steht denn auch die Forschung im Vordergrund. Schwankende Projektionen werfen zentrale Forschungsfragen an eine der Wände, in der Luft schweben Unterwasserfahrzeuge und Tauchgeräte, mit denen die Meeresforscher Videoaufnahmen machen oder Wasser- und Bodenproben entnehmen. Kleine Texttafeln informieren über die Funktion der elektronischen Helfer. Wer es genauer wissen will, kann sich an mehreren Computern durch eigens zusammengestellte Broschüren klicken. Flachbildschirme zeigen Videoaufnahmen, die von den futuristisch anmutenden Gerätschaften aufgenommen wurden: Meeresboden, Korallen, aber auch unterseeische Thermalquellen, so genannte Schwarze Raucher – unwirtliche, heiße Orte, die verblüffender Weise das Leben geradezu magisch anziehen.
Der Meeresboden ist nicht flach
Diese Dreidimensionalität des Meeresbodens wird mit mehreren Exponaten anschaulich vermittelt: Neben dem Relief-Globus zeigt ein wissenschaftliches Computerprogramm die Höhen und Tiefen im virtuellen Raum. Eine dreidimensionale Weltkarte der Höhenunterschiede schließlich komplettiert die Anschauung. Doch nach näheren Informationen etwa über die höchsten unterseeischen Berge oder die tiefsten Gräben hält der Besucher vergeblich Ausschau. Nicht einmal der Marianengraben findet auf den kurzen Infotafeln Erwähnung.
Gescheiterte Vermittlungsversuche
"Wem gehört der Ozean?", fragen schwankende weiße Buchstaben gleich am Eingang die Besucher, die sich erst noch an die Finsternis der Tiefsee gewöhnen müssen. Oder: "Werden die Küsten überflutet?" Provokative Fragen, die im hinteren Teil des Hauptraumes auf Infotafeln erläutert werden. Doch auch hier bleibt der Inhalt erstaunlich vage – die Texte verlieren sich zum Teil in zu wissenschaftlicher Sprache. Beispiele, Zahlen und Fakten sucht man vergebens. Beim Thema Überflutung erfährt der Besucher beispielsweise nicht, dass das Steigen des Meeresspiegels für die norddeutschen Küsten dank Deichen weit weniger dramatisch sein wird als etwa für Bangladesch, wo Ganges und Brahmaputra ins Meer einmünden und die Deltalandschaft derart zerfurchen, dass eine Eindeichung unmöglich ist.
Rettende Guides
Auch die Forschung des Exzellenzclusters selbst bleibt trotz der Forschungsgeräte seltsam unbestimmt. Weder Infotafeln noch Videos beschreiben genauer, womit die Wissenschaftler sich eigentlich beschäftigen. Allein die Datenbeschaffung erhält einen eigenen Raum: Hier zeigt eine virtuelle Karte das Netzwerk aus Schiffen, Bojen und Tauchgeräten, die weltweit Informationen aus den Meerwasser fischen. Wer sich jedoch für die Beschreibung von Experimenten interessiert oder etwas über geplante Expeditionen erfahren will, dem bleibt nur eines: Er muss die Guides ansprechen. Mindestens zwei Wissenschaftler oder Studenten sind nämlich immer vor Ort, um Fragen zu beantworten oder bei Interesse durch die Ausstellung zu führen. Mit ihren Ausführungen erst beginnt der Ort zu leben. Ohne sie ist die Tiefsee in Kiel leider ein zwar ansprechender, aber inhaltlich doch recht verschlossener Raum.
Schummerige Dunkelheit empfängt die Besucher in den Ausstellungsräumen, in denen üblicherweise die Expeditionen der vier Forschungsschiffe des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften an der Universität Kiel (IFM-Geomar) vorbereitet werden. Sand knirscht unter den Füßen, von ferne hört man Gluckern und Gurgeln, Klopfgeräusche, Ortungstöne. In der Mitte des zentralen Raumes leuchtet ein Netz aus Lichtreflexionen, das sich durch Wellen bricht. Rote Fische ziehen hier ihre Kreise. Eine Lichtinstallation, interaktiv in Szene gesetzt von Studenten der Mutherius-Kunsthochschule, welche in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern des IFM-Geomar die Gestaltung der Ausstellung übernommen haben.
Exzellente Forschung
Mit der fünfwöchigen Schau, die am 2. Juni eröffnete, will das Kieler Meeresforschungsinstitut über die aktuellen Probleme der Meere informieren – und ganz nebenbei auch das eigene Exzellenzcluster vorstellen, dass im vergangenen Jahr als eines der wenigen norddeutschen Projekte bei der Exzellenzinitiative des Wissenschaftsrates ausgezeichnet wurde und finanzielle Förderung erhielt. Sechs Fakultäten und 26 Institute der Kieler Christian-Albrechts-Universität arbeiten hier mit dem Institut für Weltwirtschaft, der Muthesius-Kunsthochschule und dem IFM-Geomar zusammen, um etwa die Zukunft des Golfstroms oder die Auswirkungen des Klimawandels auf das marine Leben zu untersuchen.
Im Dunkel der Ausstellungsräume steht denn auch die Forschung im Vordergrund. Schwankende Projektionen werfen zentrale Forschungsfragen an eine der Wände, in der Luft schweben Unterwasserfahrzeuge und Tauchgeräte, mit denen die Meeresforscher Videoaufnahmen machen oder Wasser- und Bodenproben entnehmen. Kleine Texttafeln informieren über die Funktion der elektronischen Helfer. Wer es genauer wissen will, kann sich an mehreren Computern durch eigens zusammengestellte Broschüren klicken. Flachbildschirme zeigen Videoaufnahmen, die von den futuristisch anmutenden Gerätschaften aufgenommen wurden: Meeresboden, Korallen, aber auch unterseeische Thermalquellen, so genannte Schwarze Raucher – unwirtliche, heiße Orte, die verblüffender Weise das Leben geradezu magisch anziehen.
Der Meeresboden ist nicht flach
Nahe dem Eingang schimmert ein Globus sanft in der Dunkelheit. Von Ferne sieht er aus wie jeder andere – doch wenn man näher kommt, erkennt man etwas Ungewöhnliches: Die Umrisse des Erdenrunds sind nicht glatt, sondern voller Höhen und Tiefen, Täler und Berge: Es ist ein Relief-Globus. Auch das Meer wirkt auf ihm zerfurcht und voller Krater. Denn auch auf dem Meeresboden, verborgen in tausenden Metern Tiefe, gibt es Gebirge und Täler. Der Marianengraben im westlichen Pazifischen Ozean etwa hat eine Tiefe von bis zu 11 034 Metern. Und der Mauna Kea, der höchste Berg Hawaiis, ist trotz seiner etwas mickrigen 4200 Meter über Normalnull der höchste Berg der Welt. Denn vom Meeresboden aus gemessen zählt er stolze 10205 Meter.
Diese Dreidimensionalität des Meeresbodens wird mit mehreren Exponaten anschaulich vermittelt: Neben dem Relief-Globus zeigt ein wissenschaftliches Computerprogramm die Höhen und Tiefen im virtuellen Raum. Eine dreidimensionale Weltkarte der Höhenunterschiede schließlich komplettiert die Anschauung. Doch nach näheren Informationen etwa über die höchsten unterseeischen Berge oder die tiefsten Gräben hält der Besucher vergeblich Ausschau. Nicht einmal der Marianengraben findet auf den kurzen Infotafeln Erwähnung.
Gescheiterte Vermittlungsversuche
Insgesamt beschränkt sich die Ausstellung eher auf visuelle Reize – und spart dafür an Beschreibungen und Fakten. Wenn einmal etwas genauer beschrieben ist, fehlen teilweise wichtige Erläuterungen. So werden zwar mehrmals die Funktionsweisen von Sonargeräten beschrieben, mit denen Wissenschaftler die Unterwasserwelt kartografieren und auch nach versunkenen Schätzen suchen können. Doch dass Sonargeräte mit Schall arbeiten, der vom Boden oder von Gegenständen zurückgeworfen wird, wurde leider unterschlagen.
"Wem gehört der Ozean?", fragen schwankende weiße Buchstaben gleich am Eingang die Besucher, die sich erst noch an die Finsternis der Tiefsee gewöhnen müssen. Oder: "Werden die Küsten überflutet?" Provokative Fragen, die im hinteren Teil des Hauptraumes auf Infotafeln erläutert werden. Doch auch hier bleibt der Inhalt erstaunlich vage – die Texte verlieren sich zum Teil in zu wissenschaftlicher Sprache. Beispiele, Zahlen und Fakten sucht man vergebens. Beim Thema Überflutung erfährt der Besucher beispielsweise nicht, dass das Steigen des Meeresspiegels für die norddeutschen Küsten dank Deichen weit weniger dramatisch sein wird als etwa für Bangladesch, wo Ganges und Brahmaputra ins Meer einmünden und die Deltalandschaft derart zerfurchen, dass eine Eindeichung unmöglich ist.
Rettende Guides
Auch die Forschung des Exzellenzclusters selbst bleibt trotz der Forschungsgeräte seltsam unbestimmt. Weder Infotafeln noch Videos beschreiben genauer, womit die Wissenschaftler sich eigentlich beschäftigen. Allein die Datenbeschaffung erhält einen eigenen Raum: Hier zeigt eine virtuelle Karte das Netzwerk aus Schiffen, Bojen und Tauchgeräten, die weltweit Informationen aus den Meerwasser fischen. Wer sich jedoch für die Beschreibung von Experimenten interessiert oder etwas über geplante Expeditionen erfahren will, dem bleibt nur eines: Er muss die Guides ansprechen. Mindestens zwei Wissenschaftler oder Studenten sind nämlich immer vor Ort, um Fragen zu beantworten oder bei Interesse durch die Ausstellung zu führen. Mit ihren Ausführungen erst beginnt der Ort zu leben. Ohne sie ist die Tiefsee in Kiel leider ein zwar ansprechender, aber inhaltlich doch recht verschlossener Raum.
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