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Neurowissenschaft: Unterscheiden sich alte und junge Gehirne weniger als gedacht?

Forscher mahnen zur Vorsicht, wenn Hirnscans altersspezifische Veränderungen aufzeigen.
Hirnscans an einer Leuchtwand

Zahlreiche Untersuchungen weisen darauf hin: Das Gehirn ist im Alter nicht mehr so auf Zack. Das leiten Forscher unter anderem daraus ab, dass sich unterschiedliche Aktivierungsmuster im Hirnscanner zeigen, wenn junge oder alte Probanden bestimmte Aufgaben lösen sollen. Das könnte möglicherweise aber mehr mit der Untersuchungsmethode selbst als mit tatsächlichen Alterungsprozessen im Gehirn zu tun haben, wenden nun Wissenschaftler um Kamen Tsvetanovvon von der University of Cambridge ein: Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass alte und junge Hirne vielleicht doch nicht so unterschiedlich arbeiten wie bisher gedacht.

Das Problem bei den meisten Studien, die mit funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) arbeiten, ist Folgendes: Sie erfassen die neurale Aktivität anhand von Durchblutungsänderungen in bestimmten Hirnregionen. Tsvetanovvon und Kollegen glauben daher, dass es möglicherweise eher vaskuläre als neuronale Alterserscheinungen sind, die das Gehirn im Alter schlechter dastehen lassen. Hinweise darauf entdeckten sie bei der Analyse der Daten von 335 gesunden Probanden, die im Rahmen des CamCAN-Projekts bereits seit mehreren Jahren begleitet werden. Auch hier hatten ältere Versuchspersonen im fMRT zunächst das Nachsehen; bezogen die Wissenschaftler jedoch den allgemeinen Zustand der Blutgefäße mit ein, hob sich dieser Unterschied größtenteils wieder auf. Dabei deckten sie etwa auf, dass ältere Menschen gar nicht – wie bisher angenommen – eine deutlich schwächere Hirnaktivität in den Hirnregionen aufweisen, die für die Verarbeitung von visuellen und akustischen Reizen zuständig sind, wenn es darum geht, simple sensomotorische Aufgaben zu meistern.

Die Forscher raten daher zu einer vorsichtigeren Interpretation von fMRT-Ergebnissen, wenn altersspezifische Unterschiede im Gehirn untersucht werden sollen. Man müsse Störfaktoren wie vaskuläre Alterungsprozesse besser aus den Daten herausrechnen – etwa indem man verstärkt die Hirnaktivität im Ruhezustand miteinbezieht.

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