Frühe Raumplanung: Unterteilter Wohnraum schon vor 35 000 Jahren
Egal ob schlafen, kochen oder Fernsehen schauen – für die meisten alltäglichen Tätigkeiten haben wir ein eigenes Zimmer in unserer Wohnung. Der Fund einer rund 35 000 Jahre alten Werkstatt in Breitenbach legt nun nahe, dass auch unsere Vorfahren schon mit dem Konzept der Raumaufteilung vertraut waren. So war offenbar ein Areal ausschließlich der Handwerksarbeit vorbehalten – in diesem Fall der spezialisierten Verarbeitung von Elfenbein.
Auf die Spur der Werkstatt kamen die Forscher durch viele kleine Elfenbeinstückchen, die unter den Erdschichten einer bereits seit den 1920er Jahren bekannten Mammutjagdstation verborgen lagen. In manchen Arealen fanden sich Anhäufungen von Elfenbeinlamellen: Rohlinge, die später zu Geräten, Perlen oder plastischen Figürchen weiterverarbeitet werden sollten. An anderen Stellen wiederum entdeckten die Archäologen kleine Elfenbeinsplitter, so genannte Schnitzspäne.
"In diesen Arealen konnten wir nur wenige Funde machen, die für die übrigen Flächenbereiche charakteristisch sind, etwa Knochen", so Grabungsleiter Olaf Jöris vom Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution MONREPOS in Neuwied. "Auch die typischen Steingeräte dieser als Aurignacien bezeichneten Kultur kommen in den Elfenbeinarealen nicht vor." Die Werkzeuge, die Jöris und sein Kollege Tim Matthies dort entdeckten, scheinen vielmehr speziell der Elfenbeinverarbeitung gedient zu haben. Erst etwas weiter westlich tauchten wieder die typischen Gerätschaften des Aurignaciens auf.
Die Forscher schließen daraus, dass schon die frühen modernen Menschen vor rund 35 000 Jahren ihren Lebensraum strikt unterteilten. Damit unterschieden sie sich grundlegend von ihrem ausgestorbenen Zeitgenossen, dem Neandertaler. Zwar kennt man auch von ihm "Ateliers", in denen hauptsächlich Steingeräte hergestellt wurden, der Neandertaler reservierte aber wohl nie langfristig ganze Areale für bestimmte Tätigkeiten, so Jöris. "Je länger er an einem Ort weilte, desto mehr scheinen sich die unterschiedlichen Tätigkeiten im Raum vermischt zu haben."
Breitenbach in Sachsen-Anhalt steht schon länger im Fokus der Archäologen. Bereits vor über 80 Jahren entdeckten Wissenschaftler dort den bislang größten Siedlungsplatz moderner Jäger und Sammler, der sich über mehrere tausend Quadratmeter erstreckt.
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