Verhaltensforschung: Unterwasser-Maskerade
Um die Auserwählte zu erobern, wenden Männchen mitunter ungewöhnliche Tricks an: In einer Art Travestieshow verkleiden sich australische Riesentintenfische als Weibchen und schleichen sich mit dieser Tarnung unbehelligt an eine bewachte Partnerin heran.
Als Einzelgänger durchstreifen die zu den Kopffüßern gehörenden Riesensepien (Sepia apama) die südaustralischen Gewässer. Zur Fortpflanzung versammeln sich diese Tintenfische jedoch in großen Gruppen. Die Weibchen paaren sich täglich bis zu 17-mal mit zwei bis acht Männchen und legen 5 bis 39 einzelne Eier pro Tag ab. Das Geschlechterverhältnis weist gewöhnlich eine Schieflage auf: Im Durchschnitt entfallen vier Männchen auf ein Weibchen, mitunter sind es sogar elf. Und oftmals blitzen die liebeshungrigen Herren ab: 70 Prozent der Annäherungsversuche weisen die Tintenfisch-Damen zurück. Kein Wunder, dass zwischen den Männchen ein heftiger Wettstreit um die Frauen tobt.
Um die Partnerin von den Konkurrenten abzuschirmen, begleitet sie der Bräutigam nahezu auf Schritt und Tritt. Mit Erfolg, kommt er doch in 64 Prozent der Paarungen zum Zuge. Den Rest teilen sich kleine, unverpaarte oder fremdgehende Männer. Kleine Tintenfisch-Herren mit typisch männlicher Färbung und von ähnlicher Größe wie die Weibchen verführen die Damen mit drei verschiedenen Taktiken zu einem Seitensprung: Entweder nähern sie sich der beschützten Auserwählten an, wenn ihr Partner gerade andere Nebenbuhler verscheucht. Oder sie treffen sich mit der Angebeteten heimlich unter Steinen zu einem Rendezvous.
Eine derartige Sexualmimikry ist im Tierreich weit verbreitet. Doch rätselhaft blieb bislang, ob sie tatsächlich einen Fortpflanzungsvorteil verleiht. Roger Hanlon vom Meeresbiologischen Labor in Woods Hole und seine Kollegen untersuchten dieses Phänomen nun genauer an den Riesensepien. Und ihre Beobachtungen enthüllten: Erfolgreich konnten die maskierten Männchen die Begleiter der Weibchen irreführen und sich in 30 von 62 Annäherungsversuchen an die Auserwählte heranschleichen. In 41 Fällen beabsichtigten sogar andere – große sowie kleine – Tintenfisch-Herren, sich mit den Schwindlern zu paaren.
Zudem verzeichneten die Forscher, dass Betrüger fünf Paarungen initiierten. Ein getarnter Freier wurde zurückgewiesen, ein anderer vom eigentlichen Bräutigam gestört. Drei endeten jedoch mit der erfolgreichen Übertragung der Samenpakete, den so genannten Spermatophoren. Wurden die begleitenden Männchen durch einen verkleideten Konkurrenten hintergangen, paarten sie sich unmittelbar danach nicht mit ihrem Weibchen.
Um den Vater des nächsten gelegten Eies festzustellen, nahmen die Wissenschaftler Gewebeproben von den Weibchen und jedem der bis zu vier Männchen, das sich mit den Tintenfisch-Frauen in dreißig Minuten gepaart hatte. Wie der DNA-Vaterschaftstest offenbarte, mündeten zwei von drei Paarungen mit Verwandlungskünstlern in einer Befruchtung. Sowohl die bewachenden Männchen als auch die Schwindler sind in der Lage, nachfolgende Eier zu befruchten. Aus den Seitensprüngen könnte folglich noch weiterer Nachwuchs hervorgegangen sein, spekulieren die Forscher.
Tintenfische verfügen zwar über scharfe Augen. Da ihre soziale Erkennung aber schwach ausgeprägt ist, begünstigt sie die visuelle sexuelle Tarnung. Und jene Verkleidungsstrategie zahlt sich offenbar aus, führt sie doch zu sofortigem Befruchtungserfolg – selbst in Gegenwart des Begleiters. "Diese Ergebnisse sind überraschend", schreiben die Wissenschaftler um Hanlon, "angesichts der hohen Quote, mit der die Weibchen Annäherungsversuche der Männchen ablehnen, des intensiven Partner-Bewachungsverhaltens durch den Gatten und dem hohen Level des Spermien-Wettkampfes in diesem komplexen Paarungssystem."
Um die Partnerin von den Konkurrenten abzuschirmen, begleitet sie der Bräutigam nahezu auf Schritt und Tritt. Mit Erfolg, kommt er doch in 64 Prozent der Paarungen zum Zuge. Den Rest teilen sich kleine, unverpaarte oder fremdgehende Männer. Kleine Tintenfisch-Herren mit typisch männlicher Färbung und von ähnlicher Größe wie die Weibchen verführen die Damen mit drei verschiedenen Taktiken zu einem Seitensprung: Entweder nähern sie sich der beschützten Auserwählten an, wenn ihr Partner gerade andere Nebenbuhler verscheucht. Oder sie treffen sich mit der Angebeteten heimlich unter Steinen zu einem Rendezvous.
Alternativ können sie auch das Aussehen und Verhalten von Weibchen nachahmen: Diese visuelle Täuschung erzielen sie, indem sie plötzlich ihren zum Begattungsarm spezialisierten vierten rechten Arm verbergen, das charakteristische gesprenkelte Hautmuster der Tintenfisch-Frauen "überstreifen" und ihre Tentakel derartig ausgestalten, dass sie die Haltung von eierlegenden Weibchen imitieren. Diese Kostümierung erfolgt unmittelbar und mit einer Häufigkeit von etwa zehn Verwandlungen pro Viertelstunde während intensiver Verhaltensinteraktionen.
Eine derartige Sexualmimikry ist im Tierreich weit verbreitet. Doch rätselhaft blieb bislang, ob sie tatsächlich einen Fortpflanzungsvorteil verleiht. Roger Hanlon vom Meeresbiologischen Labor in Woods Hole und seine Kollegen untersuchten dieses Phänomen nun genauer an den Riesensepien. Und ihre Beobachtungen enthüllten: Erfolgreich konnten die maskierten Männchen die Begleiter der Weibchen irreführen und sich in 30 von 62 Annäherungsversuchen an die Auserwählte heranschleichen. In 41 Fällen beabsichtigten sogar andere – große sowie kleine – Tintenfisch-Herren, sich mit den Schwindlern zu paaren.
Zudem verzeichneten die Forscher, dass Betrüger fünf Paarungen initiierten. Ein getarnter Freier wurde zurückgewiesen, ein anderer vom eigentlichen Bräutigam gestört. Drei endeten jedoch mit der erfolgreichen Übertragung der Samenpakete, den so genannten Spermatophoren. Wurden die begleitenden Männchen durch einen verkleideten Konkurrenten hintergangen, paarten sie sich unmittelbar danach nicht mit ihrem Weibchen.
Um den Vater des nächsten gelegten Eies festzustellen, nahmen die Wissenschaftler Gewebeproben von den Weibchen und jedem der bis zu vier Männchen, das sich mit den Tintenfisch-Frauen in dreißig Minuten gepaart hatte. Wie der DNA-Vaterschaftstest offenbarte, mündeten zwei von drei Paarungen mit Verwandlungskünstlern in einer Befruchtung. Sowohl die bewachenden Männchen als auch die Schwindler sind in der Lage, nachfolgende Eier zu befruchten. Aus den Seitensprüngen könnte folglich noch weiterer Nachwuchs hervorgegangen sein, spekulieren die Forscher.
Tintenfische verfügen zwar über scharfe Augen. Da ihre soziale Erkennung aber schwach ausgeprägt ist, begünstigt sie die visuelle sexuelle Tarnung. Und jene Verkleidungsstrategie zahlt sich offenbar aus, führt sie doch zu sofortigem Befruchtungserfolg – selbst in Gegenwart des Begleiters. "Diese Ergebnisse sind überraschend", schreiben die Wissenschaftler um Hanlon, "angesichts der hohen Quote, mit der die Weibchen Annäherungsversuche der Männchen ablehnen, des intensiven Partner-Bewachungsverhaltens durch den Gatten und dem hohen Level des Spermien-Wettkampfes in diesem komplexen Paarungssystem."
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