Psychologie: Unzufrieden in der Weihnachtszeit
Geschenke einkaufen, Festessen planen, überlegen, welche Verwandtschaft wann an welchem Feiertag besucht wird – für viele Menschen ist die Weihnachtszeit nicht nur mit Besinnlichkeit, sondern vor allem auch mit Stress verbunden. Und der führt offenbar dazu, dass wir von Mitte bis Ende Dezember womöglich auch unzufriedener mit unserem Leben sind als zu anderen Zeiten im Jahr. Das glauben zumindest Forscher um Michael Mutz von der Universität Göttingen. Die Wissenschaftler werteten Angaben zum Wohlbefinden von zahlreichen Einwohnern aus elf europäischen Ländern aus – darunter etwa Deutschland, Schweden, Irland und Großbritannien –, die ursprünglich im Rahmen der European Social Survey (ESS) erhoben wurden. Dabei konzentrierten sie sich vor allem auf zwei Datensätze, bei denen die Menschen im Zeitraum vom 16. bis zum 31. Dezember befragt worden waren, und verglichen diese mit den Daten von Probanden, die zu einem anderen Zeitpunkt im Jahr an der Studie teilnahmen.
Während der Weihnachtszeit, so das Ergebnis der Studie, waren Umfrageteilnehmer im Schnitt wesentlich schlechter gelaunt und nach eigenen Angaben weniger zufrieden mit ihrem Leben als Menschen, die außerhalb dieses Zeitraums Auskunft über ihr Wohlbefinden gaben. Die einzige glückliche Ausnahme: Christen, die sich selbst als sehr religiös einstuften. Sie waren in der Vorweihnachtszeit positiver eingestellt als andere Probanden. Dass die Weihnachtszeit bei allen anderen Menschen offenbar mit einem kleinen Gemütstief einhergeht, hängt in den Augen von Mutz vor allem mit dem Trubel vor den Festtagen und der immer stärker werdenden Konsumausrichtung zusammen: Schnell noch die letzten Geschenke besorgen, allen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommen und sich dann möglicherweise auch noch finanzielle Sorgen machen – all das stresst zusätzlich und drückt auf die Seele. Andere Variablen wie Alter, Familienstand oder das subjektive Gesundheitsempfinden der Teilnehmer hatten dabei keinen Einfluss auf das Ergebnis. Da es sich bei der Untersuchung um eine statistische Analyse handelt und die Forscher auch nicht ein und dieselben Personen zu zwei verschiedenen Zeitpunkten im Jahr befragten, bleibt aber unklar, wie groß die Effekte auf individueller Ebene wirklich sind.
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