News: Unzufriedene Demokraten
Die durchgängig stärkere Kritik der jungen Ostdeutschen an den politischen Verhältnissen in der Bundesrepublik hängt offenbar mit ihren spezifischen Erfahrungen im Einigungsprozess zusammen. Für ihr persönliches Leben ziehen sie – wenn sie die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen – keine ausschließlich positive Bilanz und der größte Teil von ihnen findet, dass die Interessen der ehemaligen DDR-Bürger im Verlauf der deutsch-deutschen Vereinigung wenig oder überhaupt nicht berücksichtigt worden seien. Dementsprechend sind fast doppelt so viele Ostdeutsche wie Westdeutsche der Meinung, dass sie im Vergleich zu anderen in der Bundesrepublik weniger als den "gerechten Anteil" erhalten.
Der Glaube, dass Politiker sich viel um die Belange und Wünsche der Bevölkerung kümmern würden, ist gering und im Osten um einiges niedriger als im Westen. In ihrer skeptischen Haltung gegenüber der Politik unterscheiden sich die jungen Menschen in der Bundesrepublik allerdings kaum von der erwachsenen Bevölkerung. Ihre Skepsis gegenüber den politischen Verhältnissen bezieht sich nicht auf die Idee der Demokratie. Im Gegenteil: Sie findet nach wie vor bei der großen Mehrheit der 16- bis 29jährigen eine klare Zustimmung, auch wenn zwischen 1992 und 1997 eine gewisse Abnahme, insbesondere in den neuen Bundesländern, festzustellen ist. Zentralen Institutionen der etablierten Politik wie Bundesregierung, Bundestag und politischen Parteien bringen die jungen Bürger dagegen wenig Vertrauen entgegen. Im Unterschied dazu finden Institutionen, die für alternative Politikinhalte und deren Durchsetzung stehen, wie Greenpeace und Bürgerinitiativen, deutlich höheres Vertrauen. Ebenso genießt das Bundesverfassungsgericht als von den politischen Auseinandersetzungen unabhängige Institution bei den jungen Bürgern ein hohes Vertrauen.
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