Frühes Leben: Ur-Seetang ist ältester bekannter Vielzeller
Die ältesten mit bloßem Auge erkennbaren Vielzeller lebten lange vor der Kambrischen Explosion, in der die wichtigsten heute bekannten Tiergruppen auftauchten. So viel weiß man heute. Doch wann die ersten Lebewesen erstmals größer wurden als ein paar Dutzend Mikrometer, ist umstritten. Nun stellen Forscher um Shixing Zhu vom Geologischen Vermessungsamt Chinas eine Sammlung verschiedener Fossilien vor, die mutmaßlich von bis zu dezimetergroßen Mehrzellern stammen. Das Bemerkenswerte: Die Überreste aus der Region Yanshan nahe Peking sind etwa 1,56 Milliarden Jahre alt – nahezu eine Milliarde Jahre älter als die ältesten bisher bekannten Großfossilien. Die Strukturen sind regelmäßig geformt, bis zu 30 Zentimeter lang und scheinen aus mehreren Schichten unregelmäßig geformter Zellen etwa gleicher Größe zu bestehen.
Wie Zhu und seine Arbeitsgruppe berichten, enthalten die Gesteine aus der Region Yanshan mehrere anhand der Form unterscheidbare Typen von Fossilien. Am häufigsten sind zungenförmige Überreste mit Durchmessern von bis zu neun Zentimetern sowie kleinere keilförmige, ebenfalls blattartige Strukturen, von denen eins in einem Stängel ausläuft. Ebenfalls häufig gefundene zweigartige Strukturen interpretiert das Team deswegen ebenfalls als Stängel der Keilfossilien. Die Rückstände bestehen, wie spektroskopische Analysen zeigen, zu einem beträchtlichen Teil aus Kohlenstoff.
Als der Forscher Schiefer mit den fossilen Resten mit Säure auflöste, erhielt er bis zu einen Millimeter große Fragmente aus dicht gepackten, etwa zehn Mikrometer großen Zellen. Wegen dieser typischen Gewebestruktur sowie den klar abgegrenzten Formen der Funde geht die Arbeitsgruppe davon aus, dass es sich bei den Fossilien nicht um Fragmente von Bakterienmatten handelt, sondern um echte Vielzeller. Möglicherweise ähnelten die Wesen heutigem Seetang.
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