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Geologie: Uralte Diamanten entpuppen sich als Schmutzkrümel

Rosa Funkeln

Die ältesten Gesteine der Welt stammen wohl aus den Jack Hills im Westen Australiens: Sie sind drei Milliarden Jahre alt. Die in ihnen verborgenen Zirkonminerale stammen sogar aus einer Zeit vor 4,3 Milliarden Jahren und gelten damit als frühestes bekanntes geologisches Material der Erde. Vor fünf Jahren meldeten jedoch Alexander Nemchin von der Curtin University of Technology im australischen Bentley und seine Kollegen, dass sich in diesen Zirkonen zusätzlich noch Diamanten befänden, die nochmals älter seien als das sie umgebende Mineral – so lautete der damalige Befund, der die Kindheit der Erde umgeschrieben hätte.

Diamant in Zirkon | Winkelförmiger Diamanteneinschluss in einem Zirkon

Doch nun entpuppten sich die vermeintlich ältesten Klunker des Planeten offenbar als ziemliche Rohrkrepierer. Denn Harry Green von der University of California in Riverside und sein Kollegen führen die Diamanten nun auf eine völlig andere Ursache zurück. "Diese Diamanten sind kein natürlicher Bestandteil der Zirkone, sondern eine Verschmutzung", sagt Green. Demnach gelangte die Kohlenstoffmodifikation in das Material, als die ursprünglichen Minerale aufbereitet wurden.

Verräterische Spuren | Elektronenmikroskopaufnahme von Diamanteinschlüssen in Zirkonen: Normalerweise hinterlassen natürliche Einlagerungen von Diamanten im Umgebungsmaterial mikrostrukturelle Veränderungen. Das Erscheinungsbild der Jack-Hills-Diamanten hingegen belegt, dass sie erst später beim Schleifen eingetragen wurden.

Mit Hilfe bildgebender Verfahren und einem Transmissionselektronenmikroskop hatten die Geophysiker die Proben unter die Lupe genommen. "Wir nahmen an, dass die lange Geschichte des Diamantenrecyclings mit der zwischenzeitlichen Einlagerung in den Zirkonen irgendwelche winzigen Strukturveränderungen im Kontaktbereich der beiden Stoffe ausgelöst haben sollte", erzählt die ebenfalls beteiligte Larissa Dobrzhinetskaya von der gleichen Universität. Doch dem war nicht so: Rasch zeigte sich, dass die vermeintlich uralten Diamanten Fragmente der zum Schleifen verwendeten Diamantenpaste waren. Wahrscheinlich gelangte der robuste Stoff mechanisch in die Zirkoneinschlüsse, als die Gesteine unter Druck bearbeitet wurden, so die Geophysiker, die bei ihrer Studie auch Quarz, Graphit, Apatit, Eisenoxide, Feldspate und andere unter niedrigem Druck entstandene Minerale entdeckt haben, die sich normalerweise in Zirkonen aus Granitgestein befinden. Diamanten hingegen entstehen nur unter extrem hohem Druck.

"Wir haben auch in keiner anderen Probe aus Jack-Hills-Zirkonen Diamanten gefunden. Das spricht stark dafür, dass dort ursprünglich auch gar keine vorhanden waren", so Green. Die Erdfrühzeit muss also wohl doch nicht ganz neu formuliert werden.

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