Sozialverhalten: Urtümliche Vögel bilden komplexe Gesellschaften
Lange hatten Fachleute vermutet, dass heutige Vögel schlicht ein zu kleines Gehirn haben, um komplizierte soziale Gefüge aufrechtzuerhalten. Doch nun belehrt sie ein in Ostafrika lebender Vogel eines Besseren: Ausgerechnet beim Geierperlhuhn (Acryllium vulturinum), einer Art mit altertümlichen Merkmalen, fand eine Arbeitsgruppe jetzt eine Sozialstruktur mit mehreren Ebenen. In ihrer Studie untersuchte die Gruppe um Danai Papageorgiou vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie das Sozialverhalten in einer Population von mehr als 400 der Vögel in Kenia. Die Geierperlhühner bilden Gruppen, deren Größe von 13 Tieren bis zu einigen Dutzend reichen kann – neu ist, dass auch diese Gruppen untereinander komplizierte Beziehungen pflegen. Wie das Team in »Current Biology« berichtet, treffen sich die Gruppen nicht zufällig, sondern bestimmte Gruppen treffen sich zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten. Dagegen sind andere in Gruppen lebende Vögel gegenüber fremden Gruppen unterschiedslos feindselig.
Das Geierperlhuhn ist ein kurioses Tier, das in einigen Aspekten eher den Dinosauriern ähnelt als modernen Vögeln. Sein Gehirn ist außerdem eher klein. Weshalb ausgerechnet dieses Tier eine geistige und soziale Leistung vollbringt, die nach bisheriger Ansicht der Fachwelt ein weit größeres Gehirn erfordert, ist noch völlig unklar. Die Sozialstruktur des Vogels ähnele eher jener bei Primaten, so Mitautor Damien Farine in einer Pressemitteilung. Tatsächlich muss man nun nach Ansicht der Arbeitsgruppe auch grundlegende Annahmen über die Evolution komplexen Sozialverhaltens auf den Prüfstand stellen. Womöglich sei es eher das ökologische Umfeld, das die Organisation in miteinander interagierenden, festen Gruppen begünstige – die überwiegend bodenlebenden Vögel teilen ein Ökosystem mit diversen in komplexen Sozialstrukturen lebenden Säugetieren, darunter Giraffen und Elefanten.
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