News: Urzeitlicher Schleim
Von vielen Millionen Lebewesen stammen die Zeugnisse, die jetzt ein Forscher im Nordwesten Schottlands fand. Tony Prave von der University of St. Andrews ist überzeugt davon, dass er in den Gesteinen der Torridon-Region auf fossile Biofilme gestoßen ist - das sind bakterielle Lebensgemeinschaften, die sich in wenige Mikrometer bis Zentimeter dicke Schleimschichten hüllen, um auf diese Weise unwirtlichen Bedingungen zu trotzen.
Doch wenngleich solche Schleime genauso vergänglich sind wie die Bakterien, die in ihnen leben, so lässt sich doch bis heute auf ihre Existenz schließen. Denn in den feinen Torridon-Sandsteinen fand Prave Netzwerke zentimetergroßer, faltenförmiger Strukturen, die ein wenig ausschauen, als seien sie einst aus Plastik oder Gummi gewesen, und die darauf hinweisen, dass die Sandkörner einst von einem Schleim zusammengebacken waren.
Das Gestein selbst entstand an Land, unweit einer Küste, eines Seeufers oder eines regelmäßig über die Ufer tretenden Flusses. Jedenfalls finden sich neben den Biofilmen allerorts Trockenrisse, die davon künden, dass die Sedimente - und eben jene Bakterien - nicht ständig vom Wasser bedeckt waren.
Womit wir bei der eigentlichen Sensation dieses Fundes wären: Denn der Torridon-Sandstein ist wenigstens eine Milliarde Jahre alt, stammt also aus einer Zeit, als die Erde noch weitestgehend von Ozeanen bedeckt war. Die wenigen Landmassen - so dachte man jedenfalls bisher - waren noch gänzlich unbewohnt, zumal die Zusammensetzung der Atmosphäre in jener Zeit stark schwankte und das irdische Klima von einem Extrem ins andere verfiel - die Lebensbedingungen also reichlich unwirtlich waren.
Dennoch kam es wohl schon im Präkambrium, hunderte von Millionen Jahre früher als bislang vermutet, zum ersten Landgang. "Das Faszinierende an Bakterien ist ja, dass sie eigentlich überall leben können", meint Prave. "Und genauso war das auch vor einer Milliarde Jahren. Diese Strukturen sind Zeugnis der ersten landlebenden Organismen überhaupt."
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