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Großteleskop TMT: US-Prestigeprojekt könnte nach Europa umziehen

Weil der Bau auf Hawaii nicht vorankommt, erwägen seine Planer nun die Kanareninsel La Palma als Standort. Dort wäre das Thirty Meter Telescope in guter Gesellschaft.
Thirty Meter Telescope (Computergrafik)

Ein Prestigeprojekt amerikanischer Astronomen, das Thirty Meter Telescope (TMT), könnte in Europa gebaut werden. Dafür spricht eine Vereinbarung, welche die Planer des TMT und das Institut für Astrophysik der Kanaren am Mittwoch unterzeichneten. Demnach soll das TMT auf La Palma entstehen, als Teil des Roque-de-los-Muchachos-Observatoriums. Dort könnte das amerikanische Riesenteleskop offenbar frühestens 2027 in Betrieb geben.

Eigentlich sollte das Thirty Meter Telescope von Hawaii aus den Sternhimmel beobachten – ab dem Jahr 2024. Aber Nachkommen der Ureinwohner Hawaiis haben in der Vergangenheit einen Baustopp erwirkt, sie betrachten den ursprünglich favorisierten Standort der Teleskopanlage als heilige Stätte. 2015 hat der Oberste Gerichtshof Hawaiis dem Projekt sogar die Baugenehmigung entzogen. Seitdem ist fraglich, ob das TMT auf der Pazifikinsel eine Zukunft hat.

Auf La Palma stünde dem TMT nun voraussichtlich nichts mehr im Weg. Auch Ober- und Unterhaus des spanischen Parlaments unterstützen das Projekt. Außerdem beherbergen die Kanarischen Inseln schon zahlreiche renommierte Sternwarten, weshalb es dort bereits die für Bau und Betrieb nötige Infrastruktur gibt. Beispielsweise befindet sich dort das derzeit weltgrößte optische Einzelteleskop, das Gran Telescopio Canarias (GranTeCan), mit einem Spiegeldurchmesser von 10,4 Metern. In unmittelbarer Nachbarschaft des anvisierten TMT-Standorts soll außerdem das Cherenkov Telescope Array (CTA) entstehen, das weltgrößte Observatorium für Gammastrahlen-Astronomie.

Noch gibt es allerdings Widerstand einiger TMT-Astronomen gegen La Palma. Die Beobachtungsbedingungen auf dem gut 2300 Meter hohen Berg der Insel seien bei Weitem nicht so gut wie die auf dem 4200 Meter hohen Mauna Kea, zitierte eine hawaiianische Zeitung den Astronomen Thayne Currie. Eine Studie der TMT-Offiziellen scheint dieser Einschätzung jedoch zu widersprechen.

Die mit dem neuen Standort einhergehende Verzögerung dürfte für die beteiligten Astronomen recht schmerzlich sein: Das TMT steht in Konkurrenz zu zwei anderen Großteleskopen, dem ebenfalls amerikanischen Giant Magellan Telescope und dem Extremely Large Telescope der ESO, die auf der Südhalbkugel entstehen. Beide könnten nach aktuellem Zeitplan Jahre vor dem TMT fertig werden.

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