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Das aktuelle Stichwort: Vakuum-Bombe

Sie wird als "Vater aller Bomben" von ihren Erbauern bezeichnet und könnte die stärkste konventionelle Waffe sein, die Militärs bislang erbauten: die neue Vakuum-Bombe, die das russische Militär in einer beeindruckenden Präsentation vorstellte. Wie funktioniert sie?
Das Prinzip der Vakuum-Bombe ist so einfach wie verheerend: Zunächst wird durch eine kleine Detonation ein Pulver oder eine Flüssigkeit in die Atmosphäre freigesetzt, was durch eine zweite Sprengladung gezündet wird – moderne Waffen dieser Art erreichen beides sogar schon mit nur noch einer Explosion. Der eingesetzte Sprengstoff wird dabei mit dem Sauerstoff der Luft verbrannt. Es ist quasi die technische Nutzung der berüchtigten Mehlstaubexplosion, die schon mehrfach Getreidesilos oder Backstuben zerfetzt hat. Dabei werden ähnlich hohe Drücke und Temperaturen erzeugt wie von einer kleinen Atombombe mit weniger als einer Kilotonne TNT Sprengwirkung. Verstrahlungen wie durch Kernwaffen bleiben gleichzeitig aus.

Die Vakuum- oder thermobarische Bombe ist daher die stärkste konventionelle Waffe, die zur Entwicklungsreife gebracht wurden. In Russland setzten die Ingenieure nun sieben Tonnen eines neuen hochexplosiven Sprengstoffs ein, der mit Nanotechnologie erzeugt wurde, wie russische Medien berichteten. Damit nutzten sie eine Tonne weniger Explosivmaterial als die US-Amerikaner, die 2003 in Florida die bislang größte konventionelle Bombe namens MOAB (Massive Ordnance Air Blast) zündeten. Die Sprengkraft des russischen Exemplars war wegen der verbesserten Technik jedoch viermal so groß.

Im russischen Fernsehen war zu sehen, wie die Bombe während eines Tests ein vierstöckiges Haus pulverisierte. Fachleute warnen allerdings, dass die Sprengwirkung und Zielrichtung nicht so gut einzuschätzen ist wie jene erprobter konventioneller Waffen: Es komme entscheidend auf die Geometrie der Aerosolwolke an, die beim Zünden zuerst freigesetzt wird.

Der Vize-Stabschef der russischen Streitkräfte, Alexander Ruschkin, betonte, dass die Bombe die nationale Sicherheit des Landes garantieren soll. Gleichzeitig biete sie die Möglichkeit, den internationalen Terrorismus "in jeder Situation und Region" zu bekämpfen. Eingesetzt wurden ähnliche Waffen durch sowjetisches und russisches Militär bereits in Afghanistan und Tschetschenien. Und auch die Amerikaner nutzten thermobarische Bomben während des Vietnamkriegs – etwa um Wälder zu zerstören oder Minengürtel zu räumen – sowie in Afghanistan, um Al-Quaida-Kämpfer in unterirdischen Verstecken zu töten.

Laut russischem Verteidungsministerium werden durch die Neuentwicklung keine internationalen Abkommen verletzt. Außerdem wolle sein Land kein neues Wettrüsten damit einläuten. Amerikanische Experten äußerten sich gegenüber der BBC, dass das Land mit der Zündung vielmehr ein psychologisches Signal aussenden wolle – ähnlich wie die USA, die kurz vor der Invasion des Irak MOAB sprengten.

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