Direkt zum Inhalt

News: Varuna schließt die Lücke

Ist er einer oder ist er keiner? Es hat wohl vor allem historische Gründe, weshalb Pluto noch der Status eines Planeten vergönnt ist, schließlich unterscheidet er sich von den übrigen acht mehr als von anderen Objekten des Kuiper-Gürtels. Wie klein der Unterschied zu jenen eisigen Himmelskörpern draußen am Rande des Sonnensystems ist, machen neue Messungen der Wärmestrahlung eines weiteren Vertreters des Gürtels klar.
Weit entfernt von der Sonne, jenseits von Neptun, befindet sich der Kuiper-Gürtel. Hier umkreisen, soweit man weiß, mehr als 70 000 kalte Brocken aus Gestein und Eis unseren Heimatstern. David Jewitt warf mit seinem Team nun einen Blick auf einen Angehörigen des Kuiper-Gürtels – auf KBO (20000) Varuna.

Die Forscher untersuchten mit dem James Clerk Maxwell Telescope – dem größten astronomischen Teleskop der Welt – die thermische Emission Varunas. Ein derartiges Unterfangen ist nicht leicht, da die Erdatmosphäre einen Großteil der thermischen Strahlung absorbiert. Da das Teleskop aber in etwa 4000 Meter Höhe auf einem Berg steht, lässt sich gerade noch genug Licht im fernen infraroten Bereich empfangen.

Jewitt und seine Kollegen verglichen nun ihre Aufnahmen mit optischen Bildern, die sie gleichzeitig mit dem Teleskop der University of Hawaii aufgenommen hatten, und fanden heraus, dass Varuna etwa sieben Prozent des eintreffenden Sonnenlichts reflektiert. Dabei ist das Rückstrahlvermögen – die Albedo – größer, als Forscher bislang annahmen. "Die unerwartet große Albedo könnte von Eis auf der Oberfläche herrühren, allerdings liegt dort nicht so viel wie auf Pluto", meint Brian Marsden vom Harvard Smithsonian Astrophysical Observatory.

Pluto verdankt seiner starken Albedo nämlich seine vergleichsweise gute Sichtbarkeit, weshalb man ihn seit seiner Entdeckung auch zu den Planeten zählte. Aufgrund seiner frostüberzogenen Oberfläche liegt sein Rückstrahlvermögen bei 60 Prozent. Varuna hat eine kleinere Masse und keine Atomsphäre, weshalb sich kaum Frost auf seiner Oberfläche niederschlägt.

Außerdem konnten die Forscher nun die Größe von Varuna auf 900 Kilometer Durchmesser bestimmen. Damit ist er der drittgrößte der Kuiper-Gürtel-Objekt (KBO) zum drittgrößten, der bekannten Objekte im Kuiper-Gürtel, direkt nach Pluto mit 2200 Kilometern und dessen Mond Charon mit 1200 Kilometern.

Steve Tegler von der Northern Arizona University hält das für bedeutsam: "Varuna schließt die Lücke zwischen den bislang bekannten größten Kuiper-Gürtel-Objekten – mit einem Durchmesser von etwa 600 Kilometern – und Pluto. Pluto und Charon sind nun nicht mehr so einzigartig in ihrer Größe. Vielleicht existieren noch mehr Pluto-große oder sogar noch größere Objekte unentdeckt in den Außenbezirken unseres Sonnensystems."

  • Quellen
Nature Science Update
Nature 411: 447–447 (2001)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.