Europäische Raumfahrt: Vega-Rakete mit Fracht abgestürzt
Erneut ist der Start einer europäischen Vega-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana gescheitert. Die Rakete war mit zwei Satelliten beladen und kam am frühen Dienstagmorgen deutscher Zeit kurz nach dem Start vom Kurs ab. Die Mission wurde daraufhin vom Betreiber Arianespace als gescheitert eingestuft, die Ladung gilt als verloren.
Der Lastenträger war in Kourou abgehoben. Acht Minuten später sei die Rakete vom Kurs abgekommen, was zum »Verlust der Mission« geführt habe, teilt Arianespace mit.
Erst im Sommer 2019 war es zu einem Fehlstart einer Vega-Rakete gekommen. Es handelte sich damals um den ersten Fehlstart einer Vega überhaupt. Wahrscheinlicher Grund war ein Defekt im Triebwerk in der zweiten Raketenstufe. Die Rakete zerbrach in zwei große Teile. Mehr als ein Jahr später startete schließlich mit monatelanger Verzögerung im September eine Vega-Rakete erfolgreich von Kourou aus ins All. Die nun gescheiterte Mission war der zweite Vega-Start in diesem Jahr. Es sollte einer der letzten Flüge dieses Modells sein. Im Jahr 2021 soll erstmals die leistungsstärkere Vega C abheben, die auch Technik der geplanten Ariane 6 verwendet.
Die Vega ist mit 30 Meter Höhe der kleinste Lastenträger im Arsenal des europäischen Raketenbetreibers Arianespace. Sie ist für kleine Wissenschafts- und Erdbeobachtungssatelliten geeignet. Ihren erfolgreichen Erstflug absolvierte sie am 13. Februar 2012. Der Betreiber nutzt außerdem die Ariane 5 und die Sojus aus russischer Produktion. Die Vega startet in der Regel pro Jahr drei- bis viermal in den Weltraum – in diesem Jahr war dies auch wegen Corona aber nicht der Fall.
»Die Grenze zwischen Erfolg und Misserfolg ist extrem schmal«
An Bord hatte die Vega-Rakete den Erdbeobachtungssatelliten »Seosat« und den Satelliten »Taranis« für die französische Raumfahrtbehörde CNES. »Seosat« sollte hochauflösende Bilder der Erde liefern und so Informationen für Anwendungen in den Bereichen Kartografie, Landnutzung, Stadtmanagement, Wassermanagement, Umweltüberwachung und Risikomanagement bereitstellen. »Taranis« sollte etwa elektromagnetische Phänomene bei Unwettern beobachten.
»Wir entschuldigen uns zutiefst bei unseren Kunden«, schrieb Arianespace-Chef Stéphane Israël auf Twitter. Man analysiere nun mit dem italienischen Raketenbauer Avio, was passiert sei. Man habe nach der ersten Zündung des Triebwerks der Oberstufe eine Abweichung der Flugbahn festgestellt, hieß es am Morgen von Arianespace. Am Nachmittag sollte es eine Pressekonferenz geben.
»Der Fehlstart der Vega erinnert uns einmal mehr daran, dass wir eine sehr schwierige Arbeit leisten, bei der die Grenze zwischen Erfolg und Misserfolg extrem schmal ist«, erklärte Jean-Yves Le Gall, der Präsident der französischen Raumfahrtbehörde CNES. Spaniens Zentrum für industrielle technologische Entwicklung beklagte auf Twitter den Verlust des Satelliten. Während man diesen betrauere, sei man aber der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Arianespace oder Airbus dankbar für ihre Leidenschaft und ihr durchgehendes Engagement.
Arianespace gehört zur ArianeGroup, die wiederum ein Gemeinschaftsunternehmen des europäischen Luftfahrtkonzerns Airbus und des französischen Triebwerkherstellers Safran ist. (asw)
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