Klimawandel: Vegetation reagiert verhalten auf Temperaturanstieg
Bei höheren Temperaturen dürfte sich der Stoffumsatz in Pflanzen beschleunigen, doch sind manche Szenarien offenbar übertrieben. Laut weltweit erhobener Daten fällt die Reaktion gemäßigter aus als gedacht. Eine entscheidende Rolle spielt außerdem das Wasserangebot.
Auf 40 Prozent der bewachsenen Erdoberfläche bestimmt hingegen nicht die Temperatur, sondern die Niederschlagsmenge die Fotosyntheserate. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass insbesondere die Verfügbarkeit von Wasser eine entscheidende Rolle für den Kohlenstoffkreislauf in Ökosystemen spielt", erklärt Markus Reichstein aus dem Autorenteam. "Sie ist oft wichtiger als die Temperatur." (af)
An 60 über die ganze Welt verteilten Messstationen – darunter auch im Nationalpark Hainich in Thüringen – haben Wissenschaftler der internationalen Fluxnet-Initiative seit über zehn Jahren die Aufnahme von Kohlendioxid über die Fotosynthese und die Abgabe des Treibhausgases durch die Respiration erfasst. Wie Miguel Mahecha vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena und seine Kollegen feststellten, änderten sich Fotosyntheserate und Atmung bei Temperaturschwankungen kaum [1].
Bislang hatte man vermutet, dass bei einer Temperaturerhöhung um zehn Grad Celsius die Stoffwechselprozesse rund um Fotosynthese und Atmung etwa doppelt so schnell ablaufen würden. Tatsächlich aber fanden Mahecha und Co bei den Atmungsprozessen nur einen Anstieg um den Faktor 1,4. Zum Erstaunen der Wissenschaftler war dieser Wert sogar global in den verschiedensten Ökosystemen nachzuweisen, von der Tundra bis zu den Tropen.
Mit Hilfe der Daten konnten zudem Forscher um Christian Beer, auch vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, die bisherigen Schätzungen zur globalen Bruttoprimärproduktion (BPP) verbessern: Demnach werden jährlich 123 Milliarden Tonnen Kohlenstoff von Landpflanzen gebunden [2]. Die größte Kohlenstoffaufnahme zeigten die tropischen Regenwälder, deren Anteil an der BPP 34 Prozent beträgt, gefolgt von den Savannengebieten, die noch 26 Prozent zur globalen Kohlenstoffaufnahme beisteuern. Dies liegt jedoch vor allem an ihrer ausgedehnten Fläche, die beinahe doppelt so groß ist wie die tropischer Wälder.
Auf 40 Prozent der bewachsenen Erdoberfläche bestimmt hingegen nicht die Temperatur, sondern die Niederschlagsmenge die Fotosyntheserate. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass insbesondere die Verfügbarkeit von Wasser eine entscheidende Rolle für den Kohlenstoffkreislauf in Ökosystemen spielt", erklärt Markus Reichstein aus dem Autorenteam. "Sie ist oft wichtiger als die Temperatur." (af)
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