Dass die irdische Vegetation auf die globale Erwärmung mit vermehrtem Wachstum reagiert, steht außer Frage. Doch wie stark ist der Effekt? Offenbar geringer, als bisher gedacht – so das Ergebnis zweier neuer Analysen, die außerdem die Rolle des Wasserangebots betonen.
Fluxnet-Standorte | An 60 über die ganze Welt verteilten Messstationen erfassen Forscher seit über zehn Jahren die Kohlendioxidaufnahme und -abgabe der Vegetation. So können sie beobachten, wie die Prozesse auf Temperaturschwankungen reagieren.
An 60 über die ganze Welt verteilten Messstationen – darunter auch im Nationalpark Hainich in Thüringen – erfassen Wissenschaftler der internationalen Fluxnet-Initiative seit über zehn Jahren die Aufnahme von Kohlendioxid über die Fotosynthese und die Abgabe des Treibhausgases durch die Respiration. Nun haben Miguel Mahecha vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena und seine Kollegen diese Daten eingehend analysiert – mit unerwartetem Ergebnis.
Kohlendioxidaufnahme | Die tropischen Regenwälder binden den größten Anteil atmosphärischen Kohlendioxids, gefolgt von den Savannen.
Bislang herrschte die Ansicht, dass bei einer Temperaturerhöhung um zehn Grad Celsius Fotosynthese und Atmung etwa doppelt so schnell ablaufen würden. Tatsächlich aber fanden Mahecha und Co. nur einen Anstieg um den Faktor 1,4. Was die Wissenschaftler noch mehr erstaunte: Dieser Wert gilt übereinstimmend für die verschiedensten Ökosysteme, von der Tundra bis zu den Tropen.
Fluxnet-Messturm im Hainich-Nationalpark | Der Hainich-Nationalpark in Thüringen, das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands, gehört zu den Standorten der Fluxnet-Messstationen. Sonden auf den bis zu 300 Meter hohen Türmen ermitteln die Wasser- und Kohlendioxidkonzentrationen über großen Vegetationseinheiten wie Agrarflächen, Graslandschaften oder Wäldern. Weil alle Stationen einheitlich kalibriert sind, gewährt dies einen kontinuierlichen Strom an vergleichbaren Daten.
Ein Team um Christian Beer, ebenfalls vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie, konnte mit Hilfe der Fluxnet-Daten auch die bisherigen Schätzungen zur globalen Bruttoprimärproduktion (BPP) präzisieren. Demnach werden jährlich 123 Milliarden Tonnen Kohlenstoff von Landpflanzen gebunden. Als größte Kohlenstoffsenke erwiesen sich erwartungsgemäß die tropischen Regenwälder, deren Anteil an der BPP 34 Prozent beträgt, gefolgt von den Savannengebieten, die noch 26 Prozent beisteuern. Dies liegt jedoch vor allem an ihrer fast doppelt so großen Ausdehnung.
Die Befunde von Beer und seinen Kollegen relativieren zugleich auch die Bedeutung der Temperatur für das Pflanzenwachstum. Auf 40 Prozent der bewachsenen Erdoberfläche bestimmt nicht sie, sondern die Niederschlagsmenge die Fotosyntheserate.
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