Körperabwehr: Verbesserte T-Zellen töten auch versteckte Tumoren
Krebsmediziner haben körpereigenen T-Zellen einen Trick beigebracht und sie zugleich mit besseren Waffen ausgestattet, um so eine schwer behandelbare Krebsart effizienter bekämpfen zu können. Die Abwehrzellen finden danach leichter selbst gut versteckte Lymphome und können hochwirksame, aber auch sehr toxische Medikamente dort nun gezielt über Nanopartikel einschleusen, die von den Tumoren rasch aufgenommen werden.
Im Prinzip basiert der Ansatz auf biochemischer Bastelarbeit: Kombiniert werden die Wirkstoffe in einem geschützten Container, der sich erst am Tumor öffnet, sowie die T-Zellen, die einen verlässlichen Wegweiser zu den bevorzugten Rückzugsorten der Krebszellen tragen müssen. Bonnie Huang und ihre Kollegen bauten ein geeignetes Konstrukt und testeten es an Tumoren, die sich in Lymphgefäßen im Körper verstecken. Sie kultivierten zu diesem Zweck als Ausgangsbasis T-Zellen, die in ihrem unaktivierten Jugendstadium ebenfalls nur in Lypmhgefäßen zu finden sind. Dabei konservierten sie künstlich die Rezeptoren, die diese jungen T-Tellen im Lymphsystem verharren lassen. Und eben dort lagern sich diese veränderten T-Zellen auch bevorzugt an, wenn man sie aus der Kultur entnimmt und in den Körper injiziert.
Ihre mit Lymphsystem-Adressaufkleber versehenen T-Zellen verbanden die Forscher mit Nanopartikelcontainern, die ein hochwirksames Krebsmittel enthielten, das SN-38. In Tumor- und normalen Zellen bewirkt es zuverlässig den programmierten Zelltod; sein Nachteil als Medikament ist aber, dass es sich beispielsweise nach einer Injektion nur sehr schlecht ausbreitet und kaum die Lymphgefäße erreicht. Dies umgehen die Forscher nun mit ihrem Ansatz: Die Nanocontainer an den T-Zellen transportieren das Zellgift an seinen Einsatzort. Dadurch wirkt es rund 40-mal besser als üblich, berichten die Wissenschaftler nach Tierversuchen, bei denen die krebskranken Nager deutlich länger überlebten.
Für die erfolgreiche Medikamentenfähre ins Lymphsystem haben die Forscher eine Besonderheit der heranreifenden T-Zellen ausgenutzt. Im Prinzip sei aber auch denkbar, andere Zielorte im Körper anzusteuern, indem verschiedene Transportplattformen auf ähnliche Weise ausgestattet werden, kommentiert der Molekularbiologe Jeffrey Hubbell die neue Studie in "Science Translational Medicine". In Frage kommen etwa neben T-Zellen auch Makrophagen – sie sind zwar schwerer aus Patienten zu gewinnen, ihnen könnte aber womöglich beigebracht werden, eine große Bandbreite unterschiedlicher Gewebeziele anzusteuern. Dies ist allerdings noch Zukunftsmusik: Über einen ersten Erfolg versprechenden Versuch der Therapie von Lymphomen in Nagetieren ist der Ansatz bisher noch nicht herausgekommen.
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