Supermassereiches Schwarzes Loch: Verblüffend winziger Gigant im All
Mit Hilfe des Röntgensatelliten Chandra und dem Clay-Teleskop in Chile haben Astronominnen das bislang zwergenhafteste Massenmonster im All ausfindig gemacht. Es befindet sich rund 340 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt in der Galaxie RGG 118. Mit nur 50 000 Sonnenmassen ist es rund hundertmal masseärmer als das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße. Die schwergewichtigsten Mitglieder dieser Kategorie bringen es sogar auf eine 200 000-mal größere Masse.
Das Team um Amy Reines und Elena Gallo von der University of Michigan erhofft sich von dem neu entdeckten kosmischen Objekt Auskünfte über die Entstehung der großen Cousins. Offen ist, ob diese durch den Kollaps einer Gaswolke von 10 000 bis 100 000 Sonnenmassen entstanden oder aber ob sie sich um Keime aus Sternen von rund 100 Sonnenmassen herum bildeten, erläutern die Forscherinnen in einer Mitteilung der NASA. Das Schwarze Loch in RGG 118 könnte dabei helfen, sich für eine der beiden Theorien zu entscheiden.
Warum das Schwarze Loch im Zentrum von RGG 118 so sehr aus der Reihe tanzt, ist ungewiss. Seine Masse ermittelten die Wissenschaftlerinnen, indem sie mit dem Clay-Teleskop die Bewegung kühlen Gases um das Objekt herum im sichtbaren Licht vermaßen. Röntgendaten von Chandra gaben zudem Auskunft über heiße Gase, die ins Schwarze Loch hineinstürzen. Der Vergleich mit ähnlichen Objekten zeigt, dass sich das Schwarze Loch im Zentrum von RGG 118 wie die "echten" Giganten verhält. So beträgt der Strahlungsdruck, den das aufgeheizte Gas erzeugt, auch bei diesem Winzling rund ein Hundertstel der Gravitationskraft, die das Schwarze Loch auf die Umgebung ausübt. Darum könnte es nach Meinung der Forscherinnen als Modell für supermassereiche Schwarze Löcher aus der Frühzeit des Kosmos dienen.
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