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Ozonloch und Klimagase: Verbotene Ozonkiller kurbeln Erderwärmung massiv an

Wer das Ozonloch vergrößert, verschlimmert gleichzeitig die Erderwärmung - und das in ungeahntem Ausmaß, berechnen Wissenschaftler. Gut, dass man hier mit einem Verbot zwei Ziele zugleich verfolgen kann.
Ozonloch über dem Südpol

Mit dem erfolgreich umgesetzten Montreal-Protokoll von 1989 hat die Weltgemeinschaft zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das eigentliche Ziel, ein Verbot für die ozonschädlichen FCKW, hat nach einigen Jahren Anlaufzeit mittlerweile dafür gesorgt, dass sich die Ozonschichten über Arktis und Antarktis allmählich erholen. Es hatte nebenbei aber auch einen enormen Effekt auf die Erderwärmung, wie nun Wissenschaftler mit Modellrechnungen zeigen: Ohne ein Verbot der Ozonkiller wäre die krisenhafte Erderwärmung noch drastischer fortgeschritten als heute gemessen. Denn tatsächlich ging wohl die Hälfte des Temperaturanstiegs in der Arktis zwischen 1955 und 2005 auf das Konto von FCKW und Co, rechnet Lorenzo Polvani von der Columbia University in der Fachzeitschrift »Nature Climate Change« vor.

Der durch den Einfluss der FCKW vor dem Verbot erzeugte Temperaturanstieg und der damit verbundene Verlust an Meereis in den Nordpolargebieten hatten zudem globale Effekte, so die Wissenschaftler: Etwa ein Drittel der weltweiten Erwärmung ist demnach auf FCKW zurückzuführen.

Das liegt nicht am Ozonverlust, sondern vor allem an der Klimawirkung, die die meisten der nun verbotenen Ozon abbauenden Stoffe haben: Sie sorgen wie die Treibhausgase Kohlendioxid oder Methan dafür, dass mehr Strahlungswärme in der Atmosphäre verbleibt. FCKW und Co sind zudem sehr langlebig und konnten daher über längere Zeiträume in der Atmosphäre wirksam bleiben.

Für seine Berechnungen hat Polvanis Team zwei unterschiedliche Szenarien in Klimamodellen simuliert. In eines fütterten die Wissenschaftler die tatsächlich zwischen 1955 und 2005 durch den Menschen und natürliche Prozesse in die Atmosphäre geblasenen ozonschädlichen Substanzen ein – und kontrastierten es mit einem zweiten Szenario, in dem keine Ozonkiller freigesetzt wurden. Dies hätte die Erderwärmung deutlich begrenzt. Somit hatte das Montreal-Abkommen zum Schutz der Ozonschicht auch einen enormen Einfluss auf den Verlauf der derzeitigen Klimakrise: Ohne das Vertragswerk wären die Temperaturen schneller noch stärker gestiegen. Umso wichtiger dürfte es sein, das Verbot der Freisetzung von gleichzeitig klimawirksamen und ozonschädigenden Atmosphärengasen weiter aktiv zu verfolgen. Das scheint zuletzt nicht immer geklappt zu haben, wie Forscher 2018 anmahnten: So nahm die Konzentration des verbotenen Ozonkillers Trichlorfluormethan und verwandter Stoffe seit 2012 nur noch halb so schnell ab wie zuvor, offenbar, weil es im großen Stil nachproduziert wird und trotz Verbot zum Einsatz kommt.

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