Infektionskrankheiten: Verbreiten Windströmungen seltene Kinderkrankheit?
Das Kawasaki-Syndrom ist eine entzündliche Krankheit der Blutgefäße, die, wenn nicht rechtzeitig behandelt, zu schweren Herzkomplikationen führen kann. Bislang sind vor allem japanische Kinder betroffen, allerdings gilt das Syndrom auch in den anderen Industrieländern als häufigste Ursache erworbener Herzerkrankungen im Kindesalter. 1960 wurde der erste Fall in Japan beobachtet, dort brachen auch in den 1980er Jahren drei große Epidemien aus. Doch bis jetzt bleibt der Auslöser der Krankheit unbekannt. Nun hat eine Kooperation aus amerikanischen Immunologen und spanischen Wetterforschern einen ungewöhnlichen Zusammenhang entdeckt: Die Krankheit scheint sich mit Windströmen zu verbreiten, die vom asiatischen Kontinent über Japan bis Kalifornien zirkulieren.
Indem sie Wetterdaten aus den drei Epidemiejahren mit den epidemiologischen Daten verglichen, fanden Wissenschaftler um Jane Burns von der University of California in San Diego und Xavier Rodo aus dem Institut für Wetterforschung in Barcelona erstaunliche Korrelationen: Gleichzeitig mit dem Ausbruch der winterlichen Epidemie wechselten die Winde über Japan und bliesen nicht mehr vom Süden, wie es dort im Sommer üblich ist, sondern typischerweise aus dem Nordwesten. Diesen Zusammenhang fanden sie auch, als sie die jährlichen Daten zwischen 1987 und 2006 auswerteten: Jahre mit besonderes hohen Erkrankungsraten waren mit einem Tiefdruckgebiet über Nordjapan verbunden, was wiederum mit starken lokalen nordwestlichen Winden vom nordasiatischen Festland einhergeht. Im Gegensatz dazu blies der Wind in den Jahren mit unterdurchschnittlichen Erkrankungszahlen aus dem Nordosten: Ein Hoch über Russland und China sorgt dann dafür, dass Luftströmungen vom Pazifik in Richtung Japan gelenkt werden. Mit keinem der anderen betrachteten Wetterparameter ließ sich eine entsprechende Korrelation ermitteln.
Die Forscher vermuten daher, dass der Krankheitserreger regelmäßig vom asiatischen Festland nach Japan mit der Windströmung getragen wird. Doch dort allein bleibt er nicht: Jedes Jahr im Winter steigt auch auf der anderen Seite des Pazifiks die Zahl der Kawasaki-Fälle in Kalifornien und auf Hawaii. Indem sie die Wetterdaten für die dort besonders geplagten Jahre analysierten, stießen die Wissenschaftler erneut auf eine Korrelation mit den Windverhältnissen: In diesen Jahren waren verstärkt westliche Winde entlang der Subtropen oder den gemäßigten Breiten über den ganzen Nordpazifik nachzuweisen, die eine ungünstige direkte Verbindung zwischen Japan und Amerika schufen. Durch diese für die Winterzeit relativ typischen zonalen Strömungen entlang der pazifischen Subtropen kann auch die Krankheit jedes Jahr ab November den amerikanischen Kontinent unbehindert erreichen.
Diese Ergebnisse erlauben nicht nur womöglich eine bessere Vorhersage der Krankheitszahlen je nach Wetterlage in den betroffenen Regionen, sondern bieten auch eine neue Perspektive für die Suche nach der Krankheitsursache: Wenn der Erreger sich durch Luftströme transportieren lässt, könnte man ihn vielleicht auch darin erfassen. Bislang wurden Keime als Erklärung vorgezogen, doch könnten Schadstoffe oder andere inerte Partikel genauso involviert sein. Während der letzten Erkrankungswelle – im März 2011 – wurden in der Atmosphäre über Japan Aerosolproben gesammelt. Diese werden nun in einem Labor der Columbia University in New York auf infektiöse Spuren hin untersucht. (ev)
Indem sie Wetterdaten aus den drei Epidemiejahren mit den epidemiologischen Daten verglichen, fanden Wissenschaftler um Jane Burns von der University of California in San Diego und Xavier Rodo aus dem Institut für Wetterforschung in Barcelona erstaunliche Korrelationen: Gleichzeitig mit dem Ausbruch der winterlichen Epidemie wechselten die Winde über Japan und bliesen nicht mehr vom Süden, wie es dort im Sommer üblich ist, sondern typischerweise aus dem Nordwesten. Diesen Zusammenhang fanden sie auch, als sie die jährlichen Daten zwischen 1987 und 2006 auswerteten: Jahre mit besonderes hohen Erkrankungsraten waren mit einem Tiefdruckgebiet über Nordjapan verbunden, was wiederum mit starken lokalen nordwestlichen Winden vom nordasiatischen Festland einhergeht. Im Gegensatz dazu blies der Wind in den Jahren mit unterdurchschnittlichen Erkrankungszahlen aus dem Nordosten: Ein Hoch über Russland und China sorgt dann dafür, dass Luftströmungen vom Pazifik in Richtung Japan gelenkt werden. Mit keinem der anderen betrachteten Wetterparameter ließ sich eine entsprechende Korrelation ermitteln.
Die Forscher vermuten daher, dass der Krankheitserreger regelmäßig vom asiatischen Festland nach Japan mit der Windströmung getragen wird. Doch dort allein bleibt er nicht: Jedes Jahr im Winter steigt auch auf der anderen Seite des Pazifiks die Zahl der Kawasaki-Fälle in Kalifornien und auf Hawaii. Indem sie die Wetterdaten für die dort besonders geplagten Jahre analysierten, stießen die Wissenschaftler erneut auf eine Korrelation mit den Windverhältnissen: In diesen Jahren waren verstärkt westliche Winde entlang der Subtropen oder den gemäßigten Breiten über den ganzen Nordpazifik nachzuweisen, die eine ungünstige direkte Verbindung zwischen Japan und Amerika schufen. Durch diese für die Winterzeit relativ typischen zonalen Strömungen entlang der pazifischen Subtropen kann auch die Krankheit jedes Jahr ab November den amerikanischen Kontinent unbehindert erreichen.
Diese Ergebnisse erlauben nicht nur womöglich eine bessere Vorhersage der Krankheitszahlen je nach Wetterlage in den betroffenen Regionen, sondern bieten auch eine neue Perspektive für die Suche nach der Krankheitsursache: Wenn der Erreger sich durch Luftströme transportieren lässt, könnte man ihn vielleicht auch darin erfassen. Bislang wurden Keime als Erklärung vorgezogen, doch könnten Schadstoffe oder andere inerte Partikel genauso involviert sein. Während der letzten Erkrankungswelle – im März 2011 – wurden in der Atmosphäre über Japan Aerosolproben gesammelt. Diese werden nun in einem Labor der Columbia University in New York auf infektiöse Spuren hin untersucht. (ev)
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