Verdauung: Was ist die optimale Zahl der Stuhlgänge?

Die einen gehen täglich und fast immer zur gleichen Uhrzeit auf die Toilette, die anderen können gerade ein- oder zweimal die Woche ihr großes Geschäft verrichten. Dabei spielt die Frequenz des Stuhlgangs wohl eine ebenso große Rolle für unsere Gesundheit wie seine Beschaffenheit. Das deutet zumindest eine Studie von Johannes Johnson-Martínez von der University of Washington in Seattle und seiner Arbeitsgruppe an: Wer tatsächlich täglich ein- bis zweimal seinen Darm entleert, hat statistisch die besten Aussichten auf eine langfristig gute Gesundheit. Wer dagegen über lange Zeit deutlich seltener oder täglich sehr oft Stuhlgang hat, bekommt dagegen eher körperliche Probleme.
Frühere Studien hatten Zusammenhänge zwischen Verstopfung beziehungsweise Durchfall mit höheren Risiken für Infektionen oder mit neurodegenerativen Problemen entdeckt. Allerdings basierten diese Untersuchungen vor allem auf den Daten kranker Personen, so dass unklar war, ob es sich dabei um die Ursache oder nur eine Korrelation handelte. Johnson-Martínez und sein Team wählten daher einen anderen Ansatz: Sie untersuchten 1400 offensichtlich gesunde Menschen hinsichtlich ihrer Blutwerte, des Mikrobioms und der genetischen Ausstattung und sammelten Daten bezüglich des Lebenswandels der Freiwilligen.
Besonders beachteten die Mediziner die Darmtätigkeit, die sie in vier Kategorien einteilten: Verstopfung (ein- bis zweimal die Woche Stuhlgang), niedrige Normalwerte (drei- bis sechsmal pro Woche), hohe Normalwerte (ein- bis dreimal täglich) und Durchfall (öfter als dreimal täglich). Bei Verstopfung etwa reichern sich giftige Stoffwechselprodukte im Darm an. Das Mikrobiom baut zuerst fermentierbare, faserreiche Nahrung ab und wandelt sie in kurzkettige Fettsäuren um. Je länger der Nahrungsbrei im Darm bleibt, desto stärker wendet es sich den vorhandenen Proteinen zu. Bei deren Umsetzung entstehen jedoch auch schädliche Verbindungen wie p-Cresyl-Sulfat, p-Cresol-Sulfat oder Indoxyl-Sulfat. Diese gelangen über das Blut schließlich bis in die Nieren, die durch belastet und auf Dauer sogar geschädigt werden können.
Wer zu oft ausscheidet, verliert neben Flüssigkeit auch viele Nähr- und Mineralstoffe, was den Körper auszehrt. Doch das ist nicht das Problem: Gleichzeitig verliert der Körper zu viel Gallensäure, welche die Leber sonst recyclen würde, um damit Fette aus der Nahrung aufzulösen. Auf Dauer scheint dieser Verlust Entzündungsreaktionen im Körper sowie Leberschäden zu begünstigen.
Eine optimale Darmflora scheint dagegen zu gedeihen, wenn Menschen ein- bis zweimal täglich Stuhlgang haben. Das gelang in der untersuchten Gruppe vor allem jenen, die sehr viel Obst und Gemüse beziehungsweise generell eine pflanzenbasierte Kost aßen. Ebenfalls günstig wirkt es sich aus, wenn man viel Wasser trinkt und sich regelmäßig bewegt – alles wenig überraschend, aber als Signal eindeutig nachweisbar.
Die Forscher schränken allerdings ein, dass diese Untersuchung auch nur Korrelationen nachweisen konnte. Sie empfehlen daher eine Langzeitstudie, um mögliche Veränderungen etwa bei Ernährungsumstellung zu erfassen.
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