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Steinzeit: Vereint im Leben - und im Tode

Schnurkeramiker Familiengrab
Das Bild, das sich den Archäologen vor ein paar Jahren bot, war auch nach 4600 Jahren noch bedrückend: In Eulau bei Naumburg waren sie auf ein steinzeitliches Massengrab mit 13 Toten gestoßen – in einer der Gruben lag offenbar eine vierköpfige Familie. Wer immer sie zur Ruhe gebettet hatte, achtete darauf, dass sich Vater, Mutter und zwei Kinder auch im Tod bei den Händen hielten und sich in die Augen blickten.

Dass es sich bei den Toten tatsächlich um Eltern und Kinder handelt, ergab jetzt auch die Analyse des Erbguts. Wie Wolfgang Haak von der University of Adelaide und seine Kollegen berichten, ist dies die älteste bisher bekannte so genannte Kernfamilie – ein Verband aus lediglich zwei Generationen

Hinweise auf die soziale Organisation der steinzeitlichen Gemeinschaft lieferten die Strontiumgehalte in den Zähnen der 13 Toten. Die Verteilung verschiedener Atomarten dieses Elements zeugt von der regionalen Herkunft eines Menschen. Eingelagert werden die Isotope etwa in den Zähnen – und zwar nur im Kindesalter, solange der Zahnschmelz nicht ausgehärtet ist. Indem Forscher die Strontiumisotope in den Zähnen eines Toten mit denen in der Umgebung der Fundstelle vergleichen, können sie feststellen, ob der Mensch in seiner Heimat starb oder im Laufe seines Lebens in die Ferne zog.

In Eulau zeigte sich, dass die Frauen grundsätzlich woanders aufwuchsen als ihre Männer und Kinder. Die Forscher schließen daraus, dass die Frauen nach ihrer Heirat ihr Zuhause verließen und zu der Familie ihre Gatten zogen.

Das Grab hatte auch deshalb Aufsehen erregt, weil alle 13 Menschen zum gleichen Zeitpunkt beerdigt worden und bei vielen Spuren von Gewalteinwirkungen zu sehen waren. Vermutlich waren sie Opfer eines feindlichen Überfalls geworden. Das Gräberfeld liegt etwa 23 Kilometer vom Fundort der 3600 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra entfernt.

Robin Gerst und Andreas Margara

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