Tiefsee: Vergessene Welt vibriert vor Leben
400 Kilometer östlich von Tasmanien ragen Berge 3000 Meter im Meer in die Höhe – und dennoch liegen ihre Gipfel noch 2000 Meter unter der Wasseroberfläche. Angesichts des schlechten Wissensstands über die Tiefsee ist es nicht verwunderlich, dass diese alten Vulkane erst 2018 entdeckt wurden. Tara Martin vom australischen CSIRO gelang es mit ihrem Team auf dem Forschungsschiff »Investigator«, erstmals die Region zu kartieren. Dabei entdeckten sie die Berge, die sich je nach Alter deutlich voneinander unterscheiden: Manche besitzen steile, scharfgratige Gipfel, während andere breite, flache Plateaus aufweisen. Ihre Basis liegt in fünf Kilometer Tiefe unter dem Meeresspiegel.
Erste Messungen weisen darauf hin, dass es hier von marinem Leben wimmeln könnte. Die Forscher maßen erhöhte Planktonkonzentrationen im Wasser und beobachteten zahlreiche Seevögel und Wale in der Region, die am Ende der Nahrungskette stehen und sich von Fischen, Krebsen und anderen Lebewesen ernähren. »Das ist ohne Zweifel eine vielfältige Landschaft und ein biologischer Hotspot mit zahlreichen Arten«, so Martin. Im Umfeld von Unterwasserbergen durchmischen sich verschiedene Wasserschichten durch Turbulenzen. Dadurch gelangt kaltes, nährstoffreiches Tiefenwasser in höhere, lichtdurchflutete Lagen, was dort das Algenwachstum anregt. Wale und Seevögel suchen solche Regionen dann gezielt auf, um zu fressen. In mehreren Fällen wurde zudem schon beobachtet, dass derartige Unterwasserberge auch Sammelpunkte und Kinderstube von Haien sind.
Für wandernde Arten wie Wale, Haie oder Meeresschildkröten können diese Erhebungen auch Wegpunkte sein, die sie auf ihren Zügen durchs Meer als Orientierungspunkt und Raststelle nutzen. Nachfolgende Expeditionen sollen das Gebiet genauer untersuchen. Unter anderem ist geplant, dass Tauchroboter die Hänge der Berge auf Tiefseetiere untersuchen und diese filmen. Über Gesteinsproben wollen die Wissenschaftler zudem herausfinden, wann und wie die Vulkane entstanden. Ziel der Untersuchungen sei es letztlich auch, das Gebiet zu schützen, erklärt Martin.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.