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Invasive Arten: Vergiftete Fallschirmmäuse sollen Schlangenplage stoppen

Braune Nachtbaumnatter

Für Arachnophobiker ist Guam ein Alptraum: Hier tummeln sich 40-mal mehr Spinnen pro Flächeneinheit als in vergleichbaren Ökosystemen auf benachbarten Inseln. Schuld daran ist die Braune Nachtbaumnatter (Boiga irregularis), die während des Zweiten Weltkriegs mit Militärflugzeugen aus ihrem eigentlich Verbreitungsgebiet rund um Neuguinea versehentlich nach Guam eingeschleppt wurde, sich dort massenhaft vermehrte und zehn der zwölf ursprünglich heimischen Vogelarten ausrottete – ohne Fressfeinde und Konkurrenz aber konnten sich wiederum die Achtbeiner massenhaft verbreiten. Um derartige Umweltdesaster auf anderen Pazifikinseln zu verhindern, beginnen US-amerikanische Behörden ab April erneut mit einer ausgefeilten wie radikalen Bekämpfungsmethode: Sie werfen vergiftete Mäuse über der Insel ab, um damit die Zahl der Schlangen zu dezimieren. Ein erster Versuch vor drei Jahren war so erfolgreich, dass er nun ausgeweitet wird.

Braune Nachtbaumnatter | Diese Schlange ist eine giftige, nachtaktive Reptilienart, die in Neuguinea, Teilen Australiens und benachbarter Inseln weit verbreitet ist. Auf Guam wurde sie aber versehentlich eingeschleppt und hat dort große ökologische und ökonomische Schäden angerichtet.

Geschätzte zwei Millionen Nachtbaumnattern leben gegenwärtig auf Guam, wo sie keine natürlichen Feinde haben. Neben dem ökologischen Schaden verursachen die Reptilien auch wirtschaftliche Kosten, denn sie sorgen wiederholt für Stromausfälle, weil sie in Verteilerkästen oder auf freihängende Stromleitungen kriechen und Kurzschlüsse auslösen. Und immer wieder werden Menschen – darunter auch Babys – gebissen, weil die Schlangen auf der Suche nach Beute in Häuser eindringen. Da sich die Tiere zudem gern zwischen Kisten und anderen Materialien verstecken und damit als blinde Passagiere leicht per Flugzeug oder Schiff verfrachtet werden können, befürchten Naturschützer, dass sie andere Inseln wie Hawaii erreichen könnten. Die Folgen für die endemische Tierwelt und die ökonomischen Folgekosten wären verheerend.

Das sollen nun präparierte Mäuse verhindern: Die Köder werden mit dem Schmerzmittel Paracetamol versetzt, das tödlich auf die Schlangen wirkt – die Substanz verhindert, dass ihre roten Blutkörperchen Sauerstoff aufnehmen und transportieren können. Bereits 80 Milligramm reichen aus, um eine Schlange zu töten, innerhalb von 60 Stunden entfalten sie ihre letale Wirkung. Um zu verhindern, dass die vermeintlich leichte Beute – Nachtbaumnattern verschmähen auch tote Nahrung nicht – nach dem Abwurf direkt bis hinab auf den Waldboden rauscht, wird sie zusätzlich präpariert. Jede Maus wird dazu an zwei Kartonstücke befestigt, an denen zusätzlich ein 1,2 Meter langes Papierband hängt. Damit soll sich das Danaergeschenk in den Baumwipfeln verheddern, wo die Schlangen leben, und gleichzeitig außer Reichweite der einheimischen Warane oder Aasinsekten auf dem Boden bleiben.

Gefährdete einheimische Arten dürften allerdings ohnehin keinen zusätzlichen Risiken ausgesetzt sein: Sie existieren schlicht nicht mehr. "Eine unserer Sorgen war ursprünglich, dass die Guamkrähen (Corvus kubaryi) die toxischen Mäuse fressen könnten. Doch heute leben gar keine wilden Krähen mehr auf Guam", sagt William Pitt vom US National Wildlife Research Center auf Hawaii. Hoffnung, die Nachtbaumnattern wieder gänzlich auf Guam auszurotten, haben die beteiligten Wissenschaftler um Pitt vorerst nicht: Der Mäuseabwurf soll aber die Zahl der Schlangen zumindest beträchtlich reduzieren.

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