News: Vergiftete Leberzellen begehen Selbstmord
"Bei vielen Erkrankungen spielt der programmierte Zelltod eine wichtige Rolle", so Professor Dr. Peter H. Krammer, Leiter der Abteilung Immungenetik im Deutschen Krebsforschungszentrum. Die Aufforderung zum Selbstmord bekämen Zellen häufig über das CD95-System, über dessen Moleküle entsprechende Signale an das Zellinnere "gesendet" würden, so der Apoptose-Spezialist weiter. Das CD95-System ist auch verantwortlich für die Leberschäden, die durch die Wilsonsche Erbkrankheit hervorgerufen werden. Das hat Privatdozent Dr. Peter R. Galle, Abteilung Innere Medizin IV der Universitätsklinik Heidelberg, in Zusammenarbeit mit Krammer jetzt nachgewiesen.
In der Leber von Wilson-Patienten mit Leberversagen haben die Heidelberger Wissenschaftler die typischen Anzeichen für Apoptose gefunden: Sie konnten sterbende Zellen und eine große Menge an Molekülen nachweisen, die dem CD95-System angehören. Die CD95-Moleküle vermitteln den Zellen, daß sie auf den Kupferüberschuß mit Selbstmord reagieren sollen. Das zeigen Versuche an gesunden, im Labor kultivierten Leberzellen. Wurden die Zellen mit dem Metall behandelt, reagierten sie mit Apoptose. Der programmierte Zelltod im Reagenzglas konnte durch Gabe von Antikörpern, die das CD95-System blockierten, vermindert werden.
Auch bei Leberkrebs und bei Leberversagen infolge von viralen Infektionen oder Alkoholmißbrauch ist das CD95-System von Bedeutung, wie andere Untersuchungen der Wissenschaftler gezeigt haben. Für Rückschlüsse auf gemeinsame Behandlungsansätze bei unterschiedlichen Erkrankungen seien jedoch weitere Experimente notwendig, so Galle.
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