Verhalten: Giraffen mögen keine Steigungen
Zu den ikonischen Arten der afrikanischen Savannen gehören die Giraffen: Die Paarhufer sind die am höchsten aufragenden Tiere an Land und besitzen einen außergewöhnlich langen Hals. Durch Jagd und Lebensraumzerstörung gehören die vier Giraffenarten inzwischen jedoch auch zu den bedrohten Spezies. Eine Untersuchung der Biologin Jessica Granweiler von der University of Manchester und ihrer Arbeitsgruppe zeigt, dass den Giraffen zudem weniger Lebensraum zur Verfügung stehen könnte, als man dachte: Sie meiden zu steiles Gelände, was ihre Rückzugsgebiete und Wanderungen einschränken könnte.
Für die noch nicht publizierte Studie stattete Granweiler mit ihrem Team insgesamt 33 südafrikanische Giraffen mit GPS-Trackern aus, um ihre Bewegungsmuster aufzuzeichnen. Diese Daten übertrugen sie auf Karten, um bevorzugte und gemiedene Areale auszumachen. Während die Giraffen leichte Steigungen bis zu zwölf Grad noch meisterten, mieden sie Bereiche völlig, in denen die Hangneigung 20 Grad und mehr betrug.
»Wir stellen uns oft vor, wie Giraffen durch die großen, flachen Grassavannen in Afrika ziehen. Doch so sieht ihr tatsächlicher Lebensraum selten aus. Er wird auch von sanften Hügel, tiefen Flussbetten und Hochebenen geprägt«, sagt Granweiler. Diese Bereiche bringen sie an ihre physiologischen Grenzen, weil sie entweder zu viel Energie aufwenden müssen, um die steileren Partien zu bewältigen. Oder diese Bereiche stellen für sie ein zu hohes Verletzungsrisiko dar, wenn sie stürzen. Sie werden daher instinktiv gemieden.
Diese Erkenntnisse speisten die Wissenschaftler dann in ein Modell, um den tatsächlich nutzbaren Lebensraum für die Giraffen im südlichen und östlichen Afrika zu ermitteln. In Namibia und Tansania fällt er um 8000, in Kenia und Südafrika um insgesamt 4000 Quadratkilometer kleiner aus. Besonders besorgt die Forscher, dass dieser Anteil in Schutzgebieten sogar überproportional groß ist verglichen mit potenziellen Habitaten, die ungeschützt sind. Verschärft werde dies durch die Praxis, kleinere Reservate zu umzäunen, um Mensch-Wildtier-Konflikte zu verhindern: Sind diese Gebiete zu bergig, herrscht noch mehr Platzmangel für Giraffen, ohne dass sie ausweichen könnten.
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