Verhaltensforschung: Pumas schwimmen bisweilen im Meer
Katzen sind bei Weitem nicht so wasserscheu, wie man es ihnen nachsagt: Tiger in den südasiatischen Sundarbans oder Jaguare im Pantanal gehen sogar aktiv ins Wasser, um zu jagen oder neue Reviere zu besiedeln. Die Pumas (Puma concolor) Nord- und Südamerikas galten bislang dagegen nicht als Wasser liebende Art. Doch dieses Kapitel muss wohl zumindest in Teilen umgeschrieben werden, wie Beobachtungen von Mark Elbroch von der Naturschutzorganisation »Panthera« und sein Team zeigen. In »Northwestern Naturalist« beschreiben sie, wie Pumas tatsächlich in den kalten Pazifik steigen, um auf Inseln vor der Küste zu gelangen.
Im Rahmen des »Olympic Cougar Project« hatte die Arbeitsgruppe Daten dazu gesammelt, wie und wohin sich die Pumas im Bereich der Olympic-Halbinsel zwischen dem US-Bundesstaat Washington und der kanadischen Provinz British Columbia bewegen. Große Teile der Halbinsel gehören zwar zu Naturschutzgebieten, doch angrenzende Städte und das Meer galten als Barrieren für die Raubkatzen.
Zumindest Letzteres muss revidiert werden: Im Juli 2020 schwamm das mit einem Sender ausgestattete junge Männchen »Nolan« von der Ostküste der Olympic-Halbinsel auf die vorgelagerte Squaxin-Insel. Die Distanz betrug zwar nur 1,1 Kilometer, doch es war der erste Nachweis, dass Pumas längere Strecken auch im Meer zurücklegen können. Anschließend suchten die Forscher nach weiteren bestätigten Hinweisen von Pumas auf Inseln in der lokalen Salish-See – und fanden Belege auf vier zusätzlichen Inseln, die teilweise mehr als zwei Kilometer vom nächsten Land entfernt lagen.
Mit dieser Leistung könnten Pumas also mehr als 4500 Inseln zwischen Washington und British Columbia erreichen, schließen Elbroch und Co. Wahrscheinlich streben vor allem junge Männchen von der Halbinsel hinaus in die Welt auf der Suche nach Nahrung, freien Revieren und paarungsbereiten Weibchen.
Für »Nolan« endete die Reise tragisch: Zwei Wochen nachdem er auf Squaxin ankam, wurde er von einer unbekannten Person gewildert. Die durch ihn gewonnenen Erkenntnisse könnten seinen Artgenossen jedoch noch helfen, etwa bei der Anlage von Wildtierkorridoren oder -brücken, über die sie gefährliche Straßen oder Gleise passieren könnten. Ein derartiges Projekt soll beispielsweise den Pumas von Los Angeles nützen: Im Großraum der Metropole leben die Raubkatzen neben den Menschen, kämpfen aber alltäglich mit dem intensiven Verkehr der Millionenstadt.
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