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Hormone: Verkannter Botenstoff

Das "Macho-Hormon" Testosteron fördert kooperatives Verhalten - wenn es die Situation erfordert
Von allen menschlichen Hormonen hat es wohl den schlechtesten Ruf: das Testosteron. Der Botenstoff mache aggressiv und verleite zu riskantem und egoistischem Verhalten, so die gängige Meinung. Doch ein hoher Testosteronpegel im Blut kann auch faires und vorausschauendes Handeln begünstigen. Das berichten Neurowissenschaftler um Christoph Eisenegger von der Universität Zürich.

Die Forscher untersuchten 121 Versuchspersonen – ausnahmslos Frauen, da bei ihnen besser bekannt ist, wie schnell sich Testosteron im Körper ausbreitet. Die Teilnehmerinnen erhielten entweder ein halbes Milligramm des "Macho-Hormons" oder ein wirkungsloses Placebo. Dann spielten sie ein so genanntes Ultimatumspiel: Dabei galt es, einen Geldbetrag (10 Schweizer Franken) zwischen sich und einer Spielpartnerin aufteilen. Eine der beiden unterbreitete einen Vorschlag, die andere konnte entweder annehmen oder ablehnen; in letzterem Fall gingen allerdings beide leer aus.

Fällt bei der Offerte zu wenig für den anderen ab, schlagen die meisten Menschen das Angebot aus, da sie es als unfair empfinden. Entgegen den Erwartungen verhielten sich jedoch die Probandinnen unter Testosteroneinfluss gar nicht rabaukiger – im Gegenteil, sie machten öfter das fairste Angebot, nämlich halbe-halbe. Sie zeigten sich damit deutlich kooperativer als Teilnehmerinnen aus der Placebogruppe.

Das Hormon verleite also nicht per se zu Draufgängertum, schlussfolgern die Forscher. Vielmehr führe es wohl dazu, dass wir unseren sozialen Status zu verteidigen suchen. Manchmal biete sich dafür aggressives Verhalten an – vor allem unter Mäusen, an denen die Wirkung von Testosteron zumeist getestet würde. Menschliches Tun sei jedoch komplexer, so Eisenegger. In Situationen, in denen Freundlichkeit zum Ziel führt, könne Testosteron daher auch Fairness und Kooperationsbereitschaft fördern.

Das schlechte Image des Hormons scheint allerdings tief in den Köpfen verwurzelt zu sein: Manchen Probandinnen machten die Wissenschaftler absichtlich weiß, sie hätten eine Dosis Testosteron erhalten. Die Betreffenden verhielten sich fortan um einiges egoistischer und machten öfter unfaire Angebote – auch wenn sie in Wahrheit nur das wirkstofflose Placebo geschluckt hatten. (jm)


Eisenegger, C. et al.:Prejudice and Truth About the Effect of Testosterone on Human Bargaining Behaviour. In: Nature 10.1038/nature08711, 2009.

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