News: Verkehrte Welt
Doch der Klimawandel reicht auch bis in die Antarktis, wo das filigrane Gleichgewicht zwischen Eisneubildung und Abtransport gestört ist. Jetzt konnten Forscher sogar nachweisen, dass einer dieser Ströme in den vergangenen 250 Jahren nicht nur langsamer wurde, sondern auch zum Stillstand kam - um anschließend wieder in die entgegengesetzte Richtung zu fließen.
Die Forscher um Howard Conway von der University of Washington hatten monatelang Eiskerne gezogen, von Schneemobilen aus den Untergrund mit dem Radar durchleuchtet und mithilfe des globalen Positionierungssystems (GPS) die Bewegungen des Eises gemessen. Zusammen mit Satellitenbildern konnten sie schließlich die Geschichte des Ice Stream C-zero rekonstruieren.
Demnach strömte Ice Stream C-zero einst in den noch größeren Ice Stream C, der - als der nahegelegene Whillans Ice Stream an Kraft verlor - jedoch dramatisch langsamer wurde. Doch da Nebenströme unvermindert Nachschub lieferten, schwoll Ice Stream C an.
Die Folge: Dieser Strom wurde mächtiger und mächtiger und hob sich schließlich so weit über die Umgebung heraus, dass er wie ein Damm wirkte. Für den einst 100 Meter pro Jahr schnellen Ice Stream C-zero war er nun ein unüberwindliches Hindernis, von dem er gleichsam abprallte und seitdem mit 20 Metern pro Jahr rückwärts in den Whillans Ice Stream fließt.
Die rasch fließenden Eisströme sind die Hauptursache für den Massenschwund in der Antarktis. Conway und sein Mitarbeiter geben mit ihrer Arbeit einen kleinen Einblick in die komplexen Wechselwirkungen dieses Stromnetzes, das auf äußere Einflüsse gänzlich unterschiedlich reagieren kann.
So ist beispielsweise der westantarktische Eisschild in den vergangenen 7500 Jahren deutlich dünner geworden und könnte nach Ansicht der Forscher schon in 7000 Jahren vollkommen verschwinden - woraufhin der Meeresspiegel weltweit um immerhin 4,5 bis sechs Meter anstiege. Zugleich haben Forscher kürzlich zeigen konnen, dass die Eismassen im Bereich der Ross-See immer mächtiger werden.
Wie schwer die Einflüsse durch den Menschen bei den strukturellen Veränderungen in der Antarktis wiegen, da können sich die Forscher nicht festlegen. Sie wissen nur, dass es geologisch gesehen nur eines Augenzwinkerns bedarf, um das antarktische Eis tiefgreifend umzuverteilen.
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