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Verlorene Arten: Wiederentdeckt nach mehr als 20 Jahren

Wieder einer mehr: Gezielt suchen Biologen nach verschollenen Arten. Auf Madagaskar wurden sie erneut fündig – an einem unerwarteten Ort.
Ein Sianakamadagaskarsänger sitzt im Gebüsch.
Der Sianakamadagaskarsänger wurde 1999 zum letzten Mal beobachtet – bis ihn eine Expedition Anfang 2023 wieder aufspüren konnte.

Kleine, oliv gefärbte Vögel im dichten Regenwald zu entdecken, das ist eine Kunst für sich – noch dazu, wenn es sich um seltene Arten in abgelegenen Regionen handelt. Deshalb ist es vielleicht kein Wunder, dass der Sianakamadagaskarsänger (Crossleyia tenebrosa) lange Jahre nicht mehr gesehen wurde: Seit 1999 hatte kein Vogelbeobachter mehr die Wälder im Nordosten Madagaskars besucht, in denen die Art damals zum letzten Mal gesehen wurde. Erst Rene de Roland vom Peregrine Fund und seinem Team gelang es, die Vögel im Dezember 2022 und Januar 2023 wieder aufzuspüren.

Die Expedition fand im Rahmen eines globalen Programms statt, bei dem nach insgesamt zehn verschollenen Vogelarten gesucht wird, die teilweise seit mehr als einem Jahrhundert nicht mehr beobachtet wurden. Nach dem Santa-Marta-Degenflügel (Campylopterus phainopeplus) aus Kolumbien kann mit dem Sianakamadagaskarsänger eine zweite Spezies von der Liste gestrichen werden.

Dabei begann die Suche unglücklich: Nach mehrtägiger Anfahrt und einem langen, steilen Marsch ins Bergland mussten die Teilnehmer feststellen, dass am Ort der letzten Sichtung nicht mehr viel Wald stand. Dennoch suchten sie nach dem Vogel, allerdings blieben sie auch in tieferen Lagen des Gebirges ohne Erfolg. Gleichzeitig stieß jedoch ein zweites Team des Peregrine Fund im Tieflandregenwald der Masoala-Halbinsel auf den Sänger, der einzigartig für Madagaskar ist.

Das Team um de Roland verlagerte die Expedition dann rasch in diese Region, wo es tatsächlich am Neujahrstag 2023 endlich auch einen Blick auf den Vogel erhaschen konnte. Einen Tag später gelangen dann sogar Bilder der Art, die offensichtlich andere Lebensraumansprüche hat als bislang vermutet: Die beiden beobachteten Vögel verbrachten die meiste Zeit in dichter Vegetation in Flussnähe, vermutlich auf der Suche nach Insekten und anderen Beutetieren im feuchten Unterholz.

»Wenn Sianakamadagaskarsänger immer Gebiete in der Nähe von Fließgewässern bevorzugen, könnte dies erklären, warum die Art so lange übersehen wurde«, sagt der an der Expedition beteiligte John Mittermeier, Direktor des Programms für verschollene Vögel. »Bei der Vogelbeobachtung in tropischen Wäldern geht es vor allem darum, auf Vogelstimmen zu lauschen, und so neigt man natürlich dazu, sich nicht in der Nähe von reißenden Flüssen aufzuhalten, wo man nichts hören kann.« Weitere Untersuchungen zur Brutzeit sollen klären, ob es noch andere Gebiete gibt, in denen die Art überlebt hat. Schließlich wurden bereits große Teile der Regenwälder Madagaskars zerstört.

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