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Gesundheit: Verrät sich Stress in unserer Wortwahl?

Wie gestresst wir sind, lässt sich womöglich an unserer Sprache am besten ablesen. Eine Studie zeigt: Wem es schlecht geht, der verwendet zum Beispiel bestimmte Wortarten häufiger.
ausgebrannt?

Wer gestresst ist, spricht offenbar anders. Allerdings bedarf es einer umfangreichen statistischen Auswertung, um den Unterschied zu erkennen. Das Verfahren, das Forscher in einer Studie in »PNAS« testeten, könnte hilfreich sein, um Stress schnell und möglichst objektiv zu messen.

Das Team um Matthias Mehl von der University of Arizona in Tucson statteten dazu 143 Freiwillige mit Audiorekordern aus und zeichneten über zwei Tage hinweg mehr als 20 000 Gesprächsfetzen von 50 Sekunden Länge auf. Dann transkribierten sie das Gesprochene mit Blick auf die grammatikalischen Merkmale der verwendeten Wörter. Der Inhalt der Sätze spielte dadurch keinerlei Rolle mehr, entscheidend waren ausschließlich Funktionswörter wie »ich«, »du«, »der/die/das« oder »nicht/kein« und deren relative Häufigkeit.

Anschließend nutzten sie ein medizinisches Verfahren, bei dem in Blutproben das Aktivitätsniveau bestimmter Gene ermittelt wird. Sind Gene dieser Kategorie aktiv, gilt das als Anzeichen dafür, dass der Körper in erhöhter Alarmbereitschaft ist.

Als Mehl und Kollegen schließlich das medizinisch ermittelte Stressniveau mit der sprachlichen Auswertung verglichen, zeigten sich auffällige Korrelationen. Beispielsweise ging Stress mit einem überdurchschnittlich hohen Gebrauch von Adverbien einher, auch Personalpronomen in der dritten Person Singular (»er/sie/es«) tauchten öfter auf, während ihre Pluralvarianten (»sie«, »ihnen«) in verringerter Häufigkeit vorkamen.

Warum die Gestressten diese Eigentümlichkeiten in ihrer Wortwahl zeigen, wissen die Wissenschaftler nicht. Nicht auszuschließen ist es daher, dass sie bei ihrer Analyse einem statistischen Artefakt aufgesessen sind: Der Zusammenhang zwischen diesen speziellen sprachlichen Markern und den Stresswerten könnte auch auf Zufall beruhen. Wie die Forscher selbst einräumen, sind zur Bestätigung weitere Überprüfungen nötig. Allerdings passen die Ergebnisse von Mehl und Kollegen zu älteren Studien, bei denen der Sprachstil einer Person in Bezug zu psychologischen Variablen gesetzt wurde.

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