Soziale Netzwerke: Verraten Facebook-Posts, wer in die Notaufnahme muss?
Am Verhalten von Menschen in sozialen Netzwerken wie Twitter und Co. wollen Forscher schon so einiges abgelesen haben: die Neigung zu verschiedenen psychischen Erkrankungen wie Depressionen zum Beispiel oder die Persönlichkeitsmerkmale der Nutzer. Nun hat ein Team um Sharath Chandra Guntuku von der University of Pennsylvania in Philadelphia festgestellt, dass sich unsere Beiträge auf Facebook offenbar auch verändern, wenn ein Besuch in der Notaufnahme droht: Schon einige Tage vor einem ungeplanten Krankenhausaufenthalt lassen sich Unterschiede in der Sprache aufspüren, wie die Gruppe im Fachmagazin »Scientific Reports« berichtet.
Die Forscher werteten dazu die Daten von knapp 3000 Patienten eines lokalen Krankenhauses aus, von denen rund 400 als Notfall vorstellig wurden, sei es mit Beschwerden wie Brustschmerzen oder Komplikationen während der Schwangerschaft. Die Teilnehmer verschafften den Wissenschaftlern Zugriff auf ihre Facebook-Posts der vergangenen zweieinhalb Monate. Einem Computerprogramm gelang es anschließend, subtile Unterschiede in der Ausdrucksweise zu Tage zu fördern. So schrieben die Betroffenen in der Zeit vor dem Besuch in der Notaufnahme beispielsweise seltener über ihre Freizeitaktivitäten und benutzen seltener Wörter wie »Spiel« oder »Spaß«. Zudem drückten sie sich formeller aus, nutzen also zum Beispiel nicht mehr so oft »Internet-Slang« und Abkürzungen wie »u« für »you«. Insgesamt, so schreiben die Forscher, griffen die Notfallpatienten verstärkt auf eine ängstlichere und depressivere Sprache zurück.
Auch im Inhalt konnten Guntuku und Kollegen Veränderungen ausmachen: Vor einem ungeplanten Krankenhausbesuch drehten sich die Beiträge der Probanden zunehmend um die Themen Familie und Gesundheit. »Wir scheinen ernster zu werden, wenn es uns nicht gut geht«, sagt Guntuku in einer Pressemitteilung. Zudem verstärken gesundheitliche Probleme womöglich unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit.
Ob die Facebook-Postings damit eine gewisse Vorhersagekraft in Bezug auf medizinische Notfälle haben, ist allerdings derzeit noch unklar. Dafür brauche es mehr Daten, erklären die Forscher. Im nächsten Schritt wollen sie deshalb eine größere und diversere Probandengruppe untersuchen.
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