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Verschollene Arten : Big Feet lebt noch

Eine Expedition nach Madagaskar entdeckt zahlreiche Arten wieder, die teilweise seit mehr als hundert Jahren als verschollen galten – darunter auch ein Gigant unter seinesgleichen.
Ein großer, dunkelbrauner Tausendfüßer sitzt auf hellbraunen Blättern auf dem Boden im madagassischen Regenwald. Ein Teil seiner zahlreichen Beine sind sichtbar.
Der Tausendfüßer Spirostreptus sculptus ist in seinem Lebensraum eigentlich gar nicht selten.

Madagaskar verkörpert für Biologen eine Art Arche, auf der zahlreiche eigentümliche Tiere und Pflanzen überlebt haben und deren gesamte Vielfalt nur in Ansätzen erfasst ist. Gleichzeitig sind heute viele Spezies wegen der massiven Abholzung bedroht. Eine Expedition in eines der größten, noch erhalten gebliebenen Waldgebiete der Insel lieferte 2024 Belege für zahlreiche, bislang unbekannte Tierarten – und brachte einige weitere Wirbellose wieder zurück ins Licht der Wissenschaft, nachdem sie teilweise seit mehr als 100 Jahren als verschollen galten. Darunter befindet sich mit dem Tausendfüßer Spirostreptus sculptus sogar ein recht großer Vertreter seines Unterstammes, wie die Organisation »re:wild« meldet: Sie hat die multinationale Forschungsreise initiiert.

Das größte, beobachtete Exemplar des Tausendfüßers im Regenwald von Makira maß 27,5 Zentimeter und war damit nur wenige Zentimeter kleiner als der Afrikanische Riesentausendfüßer Archispirostreptus gigas, mit mehr als 33 Zentimeter Länge der Rekordhalter. Der Wissenschaft bekannt war der madagassische Vertreter seit 1897, doch hatte ihn seit damals kein Forscher mehr bewusst wahrgenommen, obwohl er während der Expedition in seinem Lebensraum relativ oft beobachtet wurde und auch der lokalen Bevölkerung bekannt ist.

Insgesamt umfasste diese Liste 30 Arten, die seit mehr als 15 Jahren als vermisst gelten – darunter auch verschiedene Säugetiere, Fische und Reptilien. Immerhin drei der aufgelisteten Fische konnte das Biologenteam erneut nachweisen; die Suche nach dem Masoala-Gabelstreifenmaki (Phaner furcifer) und dem Chamäleon Calumma vatososa blieb jedoch erfolglos. Dagegen konnten die Forscher bei den Wirbellosen 17 weitere Arten von den Vermisstenlisten streichen.

Zusätzlich fanden sie einige Insekten und Spinnen, die bislang wissenschaftlich noch nicht beschrieben waren, etwa eine relativ große Zebraspinne, die nachts am Eingang eines Zeltes aufgetaucht war. Mit Hilfe von DNA-Proben wiesen die Wissenschaftler zudem 37 Wirbeltierarten nach, die im Gelände nicht beobachtet wurden, in der Region aber vorkommen.

»re:wild« stellt seit einigen Jahren zusammen mit anderen Organisationen und wissenschaftlichen Institutionen Forschungsfahrten zusammen, auf denen nach lange verschollenen Arten gesucht wird. Mit Erfolg: Ebenfalls auf Madagaskar spürten Biologen den Sianakamadagaskarsänger (Crossleyia tenebrosa) nach längerer Abwesenheit wieder auf. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen dann helfen, die Lebensräume der Arten zu schützen. Beim Wald von Makira ist das ebenfalls nötig: Abholzung bedroht das Ökosystem zunehmend.

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