Turiner Königsliste: Verschollene Papyrusfragmente aufgetaucht
Das Entsetzen war groß, nachdem das wertvolle Papyrus-Dokument im Jahr 1822 auf seiner Reise von Ägypten nach Italien in unzählige kleine Schnipsel zerfiel: Eine 3000 Jahre alte Königsliste. Aus ihr geht hervor, wer zu welcher Zeit und wie lange im alten Ägypten herrschte – von der ersten bis zur 17. Dynastie, Regenten der Zwischenzeiten und Usurpatoren eingeschlossen. Während einige Puzzleteile wieder zusammengefügt werden konnten, schienen andere für immer verloren. Im Keller des Museo Egizio in Turin, wo die so genannte "Turiner Königsliste" ausgestellt ist, sind nun neue Schnipsel aufgetaucht – fein säuberlich aufbewahrt zwischen zwei Glasplatten und in Vergessenheit geraten.
Auf ihre Spur waren Wissenschaftler des British Museum nach dem Studium des 1959 angefertigten Untersuchungsberichts des Archäologen Alan Gardiner gekommen; er erwähnt Fragmente, die in dem heute zusammen gebastelten Dokument fehlen.
Eine hartnäckige Suche brachte sie schließlich ans Licht. Die Puzzleteile könnten brisante Informationen über die ägyptische Geschichte und Chronologie offenbaren. "Es ist möglich, dass einige historische Eckdaten geändert und Namen von Pharaos hinzugefügt werden müssen", so Federico Bottigliengo vom Museo Egizio.
Nun besteht das Papyrus-Dokument aus 160 Teilen – 148 waren bereits im 19. Jahrhundert zusammen gestückelt worden. Jetzt fehlen lediglich Anfang und Ende der Liste. Die Namen der ägyptischen Könige sind in hieratischer Schrift aufgelistet, eine mit den Hieroglyphen verwandte Schriftart. Niedergeschrieben wurden sie vermutlich zur Zeit Ramses II – er regierte von 1279 bis 1213 v. Chr.
Tabea Rueß
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