Verschwörungstheorien: Coronamythen als Einstiegsdroge
Haben Menschen erst einmal angefangen, an eine Verschwörung zu glauben, tendieren sie auch später dazu, überall Intrigen zu wittern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Gruppe um Javier Granados Samayoa von der Ohio State University. Die Wissenschaftler nennen das Phänomen »Gateway-Verschwörungs-Hypothese«, weil der Glaube an ein bestimmtes Komplott das Eingangstor für weitere fantastische Überzeugungen ist.
Zunächst befragten die Forscherinnen und Forscher 107 Freiwillige aus den USA, wie sehr sie glaubten, dass Sars-CoV-2 absichtlich für »dunkle Machenschaften« in die Welt gesetzt wurde oder das Virus bewusst als gefährlicher dargestellt wird, als es eigentlich ist. Dabei sollten sie auf einer Skala von »definitiv falsch« bis »definitiv richtig« wählen. Außerdem wollten Samayoa und seine Kollegen wissen, was sie von anderen Verschwörungsmythen hielten. Sechs Monate später hakten die Psychologen noch einmal bei den Probanden nach und fragten zudem: Welche Rolle habe ihrer Meinung nach Betrug bei den Präsidentschaftswahlen von 2020 gespielt?
Ein stärkerer Hang zu Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit Corona ging mit einer größeren Überzeugung einher, dass die Wahl »gestohlen« sei, sowie mit einem Zuwachs generellen konspirativen Glaubens nach einem halben Jahr. Und das selbst dann, wenn die Experten die vorherige allgemeine Neigung zu solchen Märchen und die politische Einstellung herausrechneten. Bei einem Folgeversuch in Großbritannien wertete das Team Daten von mehr als 1000 Probanden aus. Auch in dieser größeren Gruppe sagte ein stärkerer Glaube an ein Corona-Komplott einen Anstieg im generellen Verschwörungsdenken vorher.
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