Das aktuelle Stichwort: Verseuchtes Flutwasser
Wie viele Menschenleben der Hurrikan "Katrina" insgesamt forderte, ist noch völlig offen. Jetzt werden die ersten Todesfälle durch verseuchtes Wasser gemeldet.
Erst Tage, nachdem der Hurrikan "Katrina" am 29. August über den Südosten der USA hergefallen war, wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich. Inzwischen fällt das Wasser in der zu großen Teilen überfluteten Stadt New Orleans wieder, doch der Aufbau wird noch Jahre dauern.
Probleme bereitet das durch Leichen, Fäkalien und Chemikalien verseuchte Flutwasser, das immer noch meterhoch in der Metropole steht. Die US-amerikanische Umweltbehörde Epa warnt eindringlich vor jedem Kontakt mit dem Wasser und rät zu ausgiebigem Händewaschen – wobei sauberes Trinkwasser praktisch nicht mehr zur Verfügung steht. Keinesfalls dürfe das Flutwasser in den Mund gelangen oder gar getrunken werden.
Neben ausgelaufenem Öl, Herbiziden, Pestiziden und was die chemische Industrie der Region sonst noch liefert, haben die Epa-Mitarbeiter auch hohe Blei-Konzentrationen gemessen. Das stark giftige Schwermetall schädigt die Blutbildung und greift die Muskulatur und das Nervensystem an.
Die gemessenen Blei-Werte übersteigen die für Trinkwasser zulässigen Konzentrationen; eine unmittelbare Gefahr sehen die Behörden vor allem für Kinder. Dennoch meint der Trinkwasserexperte Rick Gersberg von der San Diego State University: "Ich würde mir um so Dinge wie Blei keine allzu großen Sorgen machen." Schließlich müsse man schon zwei Liter täglich trinken, was bei der wenig appetitanregenden Brühe trotz Trinkwasserknappheit eher unwahrscheinlich ist.
"Das Hauptproblem sind Infektionskrankheiten", betont Gersberg. In der Tat konnte die Epa neben Hepatitis-A- und Salmonellen-Erregern vor allem das Bakterium Escherichia coli massenhaft nachweisen. Die Konzentrationen übersteigen die zulässigen Werte um das Zehnfache – und das in jeder einzelnen Wasserprobe.
Dabei ist E. coli – von einigen Stämmen abgesehen – eigentlich kein Krankheitserreger, sondern ein harmloser Bewohner unseres Darms. Aber genau deswegen werfen Seuchenexperten auf den leicht nachweisbaren Keim und seine Verwandten – die koliformen Bakterien – ein besonderes Auge. Denn eine ungewöhnlich hohe Konzentration zeugt von einer Fäkalienkontamination, bei der auch gefährliche Krankheitserreger auftreten können, die bei den Analysen der Mikrobiologen leichter durch die Lappen gehen. Deswegen dürfen nach der Trinkwasserverordnung in 100 Milliliter Wasser keine koliformen Bakterien vorhanden sein.
Einer der gefürchteten, sich über das Trinkwasser ausbreitenden Krankheitserreger ist das Cholera-Bakterium Vibrio cholerae. Allerdings schließen die amerikanischen Behörden bisher eine große Cholera-Epidemie in den Katastrophengebieten aus. V. cholerae sei, wie auch der ebenfalls über das Trinkwasser übertragbare Typhus-Erreger Salmonella typhi, in den USA selten. Sollte es zu einem Ausbruch kommen, wäre dies für ein Industrieland sehr ungewöhnlich und würde einen Rückfall auf die hygienischen und medizinischen Verhältnisse eines Entwicklungslandes bedeuten.
Doch ein naher Verwandter des Cholera-Bakteriums hat bereits zugeschlagen: Vibrio vulnificus. Der Keim, dem bereits vier aus dem Katastrophengebiet evakuierte Menschen erlegen sind, wurde in den USA während der 1970er Jahre erstmalig beschrieben, tauchte aber auch schon in Deutschland auf, zuletzt im Sommer 2004 in der Nordsee. Es handelt sich um ein halophiles, also salzliebendes Bakterium, das im Meerwasser und in küstennahen Binnengewässern vorkommt. Richtig wohl fühlt es sich erst bei Wassertemperaturen über 20 Grad Celsius.
Das Bakterium ist selten, aber übel. Die Infektion kann über unzureichend gegarte Meerestiere – vor allem Muscheln und Krebse – oder auch direkt über offene Wunden erfolgen, die mit kontaminiertem Meerwasser in Berührung kommen. Derartige Wundinfektionen führen zu tiefgreifenden Gewebszerstörungen und Blutvergiftung – Amputationen der befallenen Gliedmaßen sind oft unvermeidlich. Die Hälfte der Infektionen endet tödlich, wobei besonders Menschen mit geschwächtem Immunsystem betroffen sind. Nur eine rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika kann helfen.
Etwa 400 V.-vulnificus-Infektionen treten in den US-Staaten der Golfküste jährlich auf, und die Bedingungen für eine weitere Verbreitung im Katastrophengebiet sind optimal: warmes, salzhaltiges Wasser und Menschen, die sich beim Waten durch die Brühe leicht verletzen und deren Immunsystem bereits beeinträchtigt ist. Allerdings gibt es keine Hinweise, dass der Keim von Mensch zu Mensch übertragbar ist; eine Epidemie ist demnach nicht zu befürchten. Wie viele Tote aber den ersten vier Opfern folgen werden, wird die Zukunft zeigen.
Probleme bereitet das durch Leichen, Fäkalien und Chemikalien verseuchte Flutwasser, das immer noch meterhoch in der Metropole steht. Die US-amerikanische Umweltbehörde Epa warnt eindringlich vor jedem Kontakt mit dem Wasser und rät zu ausgiebigem Händewaschen – wobei sauberes Trinkwasser praktisch nicht mehr zur Verfügung steht. Keinesfalls dürfe das Flutwasser in den Mund gelangen oder gar getrunken werden.
Neben ausgelaufenem Öl, Herbiziden, Pestiziden und was die chemische Industrie der Region sonst noch liefert, haben die Epa-Mitarbeiter auch hohe Blei-Konzentrationen gemessen. Das stark giftige Schwermetall schädigt die Blutbildung und greift die Muskulatur und das Nervensystem an.
Die gemessenen Blei-Werte übersteigen die für Trinkwasser zulässigen Konzentrationen; eine unmittelbare Gefahr sehen die Behörden vor allem für Kinder. Dennoch meint der Trinkwasserexperte Rick Gersberg von der San Diego State University: "Ich würde mir um so Dinge wie Blei keine allzu großen Sorgen machen." Schließlich müsse man schon zwei Liter täglich trinken, was bei der wenig appetitanregenden Brühe trotz Trinkwasserknappheit eher unwahrscheinlich ist.
"Das Hauptproblem sind Infektionskrankheiten", betont Gersberg. In der Tat konnte die Epa neben Hepatitis-A- und Salmonellen-Erregern vor allem das Bakterium Escherichia coli massenhaft nachweisen. Die Konzentrationen übersteigen die zulässigen Werte um das Zehnfache – und das in jeder einzelnen Wasserprobe.
Dabei ist E. coli – von einigen Stämmen abgesehen – eigentlich kein Krankheitserreger, sondern ein harmloser Bewohner unseres Darms. Aber genau deswegen werfen Seuchenexperten auf den leicht nachweisbaren Keim und seine Verwandten – die koliformen Bakterien – ein besonderes Auge. Denn eine ungewöhnlich hohe Konzentration zeugt von einer Fäkalienkontamination, bei der auch gefährliche Krankheitserreger auftreten können, die bei den Analysen der Mikrobiologen leichter durch die Lappen gehen. Deswegen dürfen nach der Trinkwasserverordnung in 100 Milliliter Wasser keine koliformen Bakterien vorhanden sein.
Einer der gefürchteten, sich über das Trinkwasser ausbreitenden Krankheitserreger ist das Cholera-Bakterium Vibrio cholerae. Allerdings schließen die amerikanischen Behörden bisher eine große Cholera-Epidemie in den Katastrophengebieten aus. V. cholerae sei, wie auch der ebenfalls über das Trinkwasser übertragbare Typhus-Erreger Salmonella typhi, in den USA selten. Sollte es zu einem Ausbruch kommen, wäre dies für ein Industrieland sehr ungewöhnlich und würde einen Rückfall auf die hygienischen und medizinischen Verhältnisse eines Entwicklungslandes bedeuten.
Doch ein naher Verwandter des Cholera-Bakteriums hat bereits zugeschlagen: Vibrio vulnificus. Der Keim, dem bereits vier aus dem Katastrophengebiet evakuierte Menschen erlegen sind, wurde in den USA während der 1970er Jahre erstmalig beschrieben, tauchte aber auch schon in Deutschland auf, zuletzt im Sommer 2004 in der Nordsee. Es handelt sich um ein halophiles, also salzliebendes Bakterium, das im Meerwasser und in küstennahen Binnengewässern vorkommt. Richtig wohl fühlt es sich erst bei Wassertemperaturen über 20 Grad Celsius.
Das Bakterium ist selten, aber übel. Die Infektion kann über unzureichend gegarte Meerestiere – vor allem Muscheln und Krebse – oder auch direkt über offene Wunden erfolgen, die mit kontaminiertem Meerwasser in Berührung kommen. Derartige Wundinfektionen führen zu tiefgreifenden Gewebszerstörungen und Blutvergiftung – Amputationen der befallenen Gliedmaßen sind oft unvermeidlich. Die Hälfte der Infektionen endet tödlich, wobei besonders Menschen mit geschwächtem Immunsystem betroffen sind. Nur eine rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika kann helfen.
Etwa 400 V.-vulnificus-Infektionen treten in den US-Staaten der Golfküste jährlich auf, und die Bedingungen für eine weitere Verbreitung im Katastrophengebiet sind optimal: warmes, salzhaltiges Wasser und Menschen, die sich beim Waten durch die Brühe leicht verletzen und deren Immunsystem bereits beeinträchtigt ist. Allerdings gibt es keine Hinweise, dass der Keim von Mensch zu Mensch übertragbar ist; eine Epidemie ist demnach nicht zu befürchten. Wie viele Tote aber den ersten vier Opfern folgen werden, wird die Zukunft zeigen.
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