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Plastikmüll: Versifft am Ende der Welt

Die Inseln im Südatlantik gehören zu den entlegensten der Erde. Dennoch hat der Plastikmüll in den letzten Jahren dort dramatisch zugenommen.
Plastimüll verschmutzt einen Strand - und belastet die Tierwelt der Meere.

St. Helena, Gough, Falklands, South Georgia – im Südatlantik befinden sich einige Inseln, die zu den abgelegensten Eilanden der Erde gehören. Dennoch sind sie nicht von den ökologischen Problemen des Planeten isoliert, wie eine Studie von David Barnes vom British Antarctic Survey und seinem Team in »Current Biology« belegt. Die Wissenschaftler hatten zwischen 2013 und 2018 insgesamt vier Schiffsexpeditionen in der Region durchgeführt und dabei besonderen Augenmerk auf Kunststoffabfälle gerichtet. Verglichen mit Daten von vor zehn Jahren hat die Müllmenge, die an Strände geschwemmt oder von Tieren aufgenommen wurde, um das Zehnfache zugenommen. 90 Prozent der an den Küsten gefundenen Gegenstände bestanden demnach aus Kunststoffen, und auf Inseln wie den Falklands oder St. Helena finden sich mittlerweile durchschnittlich 300 Mülleinzelteile pro Meter Uferlinie – Werte, wie sie bereits im Nordatlantik üblich sind. An dessen Küstenlinien leben jedoch deutlich mehr Menschen und befinden sich viele der wichtigsten Industriezentren der Welt. Zudem befahren mehr Frachter die Linien zwischen Nordamerika und Europa, als auf der Südhälfte unterwegs sind.

Noch schlimmer sehe der Vergleich über größere Zeiträume aus, so Barnes in einer Mitteilung: »Vor 30 Jahren waren die Küsten dieser Eilande praktisch unberührt, seitdem hat sich der Plastikmüll hier verhundertfacht. Und er ist allgegenwärtig auf dem Meeresgrund. Wir fanden ihn im Plankton und durch die gesamte Nahrungskette hinauf bis zu Seevögeln und anderen Konsumenten.« Viele der Inseln sind Naturschutzgebiete, weil dort Millionen Seevögel nisten und Robben ihren Nachwuchs großziehen. Manche der Gebiete wurden mit viel Aufwand von schädlichen Ratten befreit. Auf der anderen Seite befürchten die Wissenschaftler, dass Meereslebewesen über größere Plastikteile in die lokalen Ökosysteme eingeschleppt werden können: Das Material dient als Floß, an das sich Schnecken oder andere Organismen anhaften können.

Die Studie ist ein weiterer Beleg dafür, dass sich Kunststoffabfälle weltweit verbreiten und selbst weit entfernte Regionen verschmutzen. Das gilt zum Beispiel auch für die Südseeinsel Henderson, die ebenfalls fernab von Schifffahrtsrouten und Industriezentren liegt, aber rekordverdächtige Mengen an Plastikmüll aufweist. Für den Expeditionsteilnehmer Andi Schofield von der Royal Society for the Protection of Birds war der Befund niederschmetternd: »Diese Inseln und das Meer darum herum sind Botschafter für die Gesundheit des Planeten. Es bricht einem das Herz, wenn man zusehen muss, wie ein Albatros tausende Kilometer von der Zivilisation entfernt Plastik frisst.«

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