Dyslexie: Versunken in Lärm
Kinder mit Leseschwäche erkennen Sprachlaute schlechter.
Im Klassenzimmer wird geschwätzt, geraschelt und mit Stühlen gerückt – trotzdem können die meisten Kinder der Stimme des Lehrers gut folgen. Das gilt offenbar nicht für Schüler mit einer Leseschwäche: Für sie geht das Gesprochene oft in der Geräuschkulisse unter. Laut Forschern um Bharath Chandrasekaran von der Northwestern University in Evanston (US-Bundesstaat Illinois) liegt die Wurzel des Übels im Hirnstamm: Dieser scheint bei Kindern mit Dyslexie nicht richtig auf Sprachlaute zu reagieren.
Die Neurowissenschaftler untersuchten 30 Kinder im Alter von acht bis dreizehn Jahren, von denen die Hälfte an einer Leseschwäche litt. Die jungen Probanden durften sich einen Film ihrer Wahl ansehen, gleichzeitig bekamen sie per Kopfhörer immer wieder die gesprochene Silbe "da" vorgespielt. Mit Hilfe von Elektroden auf der Kopfhaut zeichneten die Forscher parallel die Hirnaktivität auf. In einem zweiten Test sollten die Kinder vorgesprochene Sätze wiederholen, wobei störende Hintergrundgeräusche stetig zunahmen.
Ergebnis: Obwohl alle Teilnehmer sich auf den Film konzentrierten, nahm das Gehirn der Kinder ohne Leseschwäche die Sprachsilbe viel stärker wahr. Dies zeigte sich vor allem im Hirnstamm – der ersten Schaltstelle für akustische Signale, nachdem das Innenohr eintreffende Schallwellen in elektrische Impulse umgewandelt hat. Er reagierte nach einiger Zeit auf jedes "da" mit einer deutlichen Aktivierung. Bei den Kindern mit Lesestörung blieb diese hingegen aus. Deren Leistungen waren auch im zweiten Test schlechter als die von normal entwickelten Altersgenossen.
Leseschwache Kinder hätten schon auf einer frühen Stufe des Wahrnehmungsprozesses Probleme, Sprache von anderen akustischen Signalen zu unterscheiden, erklärt Chandrasekaran. Das passe zu älteren Untersuchungen, die gezeigt hätten, dass Leseschwäche oft mit schlechterer Sprachwahrnehmung einhergehe. Mögliche Abhilfe: Schüler mit Dyslexie sollten am besten direkt vor dem Lehrer sitzen, um dessen Ausführungen besser folgen zu können. (lw)
Chandrasekaran, B. et al.:Context-Dependent Encoding in the Human Auditory Brainstem Relates to Hearing Speech in Noise: Implications for Developmental Dyslexia. In: Neuron 64, S. 311-319, 2009.
Die Neurowissenschaftler untersuchten 30 Kinder im Alter von acht bis dreizehn Jahren, von denen die Hälfte an einer Leseschwäche litt. Die jungen Probanden durften sich einen Film ihrer Wahl ansehen, gleichzeitig bekamen sie per Kopfhörer immer wieder die gesprochene Silbe "da" vorgespielt. Mit Hilfe von Elektroden auf der Kopfhaut zeichneten die Forscher parallel die Hirnaktivität auf. In einem zweiten Test sollten die Kinder vorgesprochene Sätze wiederholen, wobei störende Hintergrundgeräusche stetig zunahmen.
Ergebnis: Obwohl alle Teilnehmer sich auf den Film konzentrierten, nahm das Gehirn der Kinder ohne Leseschwäche die Sprachsilbe viel stärker wahr. Dies zeigte sich vor allem im Hirnstamm – der ersten Schaltstelle für akustische Signale, nachdem das Innenohr eintreffende Schallwellen in elektrische Impulse umgewandelt hat. Er reagierte nach einiger Zeit auf jedes "da" mit einer deutlichen Aktivierung. Bei den Kindern mit Lesestörung blieb diese hingegen aus. Deren Leistungen waren auch im zweiten Test schlechter als die von normal entwickelten Altersgenossen.
Leseschwache Kinder hätten schon auf einer frühen Stufe des Wahrnehmungsprozesses Probleme, Sprache von anderen akustischen Signalen zu unterscheiden, erklärt Chandrasekaran. Das passe zu älteren Untersuchungen, die gezeigt hätten, dass Leseschwäche oft mit schlechterer Sprachwahrnehmung einhergehe. Mögliche Abhilfe: Schüler mit Dyslexie sollten am besten direkt vor dem Lehrer sitzen, um dessen Ausführungen besser folgen zu können. (lw)
Chandrasekaran, B. et al.:Context-Dependent Encoding in the Human Auditory Brainstem Relates to Hearing Speech in Noise: Implications for Developmental Dyslexia. In: Neuron 64, S. 311-319, 2009.
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