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News: Viagra hilft dem Magen

Ob Frau oder Mann, die Pille zur Steigerung der männlichen Potenz könnte bei Diabetikern vielleicht bald auf dem alltäglichen Rezeptzettel stehen. Denn scheinbar lassen sich Verdauungsstörungen, die ihre Ursache in einem zu langen Verweilen der Speisen im Magen haben, mit Viagra therapieren - zumindest bei Mäusen mit Diabetes, die ebenso unter den gleichen Symptomen leiden. Ursache für die häufigen Beschwerden ist möglicherweise das Fehlen des gasförmigen Neurotransmitters Stickstoffmonoxid, der durch Viagra wieder vermehrt im Körper freigesetzt wird.
Diabetes ist die häufigste Stoffwechselkrankeit, von der etwa fünf bis acht Prozent der Bevölkerung in den Industrieländern betroffen sind. Viele Zuckerkanke leiden unter chronischen Magenbeschwerden, die darauf zurückzuführen sind, dass der Magen nach einer Mahlzeit wie "gelähmt" ist und so keine Speisen in den weiteren Verdauungstrakt einleiten kann. Dies kann bei den Betroffenen zu Blähungen, Übelkeit und Erbrechen führen. Warum der Magen streikt, ist bisher nicht vollständig geklärt. Einige Wissenschaftler vermuten, dass sich der Sphinktermuskel am unteren Ende des Magens, der die Pforte zum Dünndarm darstellt, nicht ausreichend entspannen kann. Eine mögliche Ursache hierfür könnte ein Defizit an dem gasförmigen NeurotransmitterStickstoffmonoxid sein, der sehr wirksam zur Entspannung von Muskeln führt. Forscher beobachteten jedenfalls bei Mäusen, denen Stickstoffmonoxid als Neurotransmitter fehlte, ein Aufblähen des Magens – wie bei der menschlichen Diabetes.

Christopher Ferris von der John Hopkins University und seine Mitarbeiter untersuchten daraufhin, ob zuckerkranke Mäuse – deren Insulin-produzierende Zellen zuvor zerstört wurden – ebenfalls an Magenlähmungen leiden und ob diese durch einen Stickstoffmonoxidmangel verursacht werden. Tatsächlich verweilte die aufgenommene Nahrung doppelt so lange im Magen der gezüchteten Diabetes-Mäuse als in denen ihrer gesunden Artgenossen. Die Wissenschaftler konnten außerdem das Enzym nicht mehr nachweisen, das für die Synthese von Stickstoffmonoxid zuständig ist und normalerweise häufig in den Nervenzellen, welche die Eingeweide innervieren, vorkommt. Durch Insulingabe konnten die Forscher jedoch den normalen Pegel des Neurotransmitters wiederherstellen, was auch zu einer ungestörten Verdauung führte. Bei zuckerkranken Menschen war dies jedoch erfolglos. Die Wissenschaftler suchten deshalb nach neuen Wegen. Da die Potenzpille Viagra dafür bekannt ist, den Stickstoffmonoxidpegel in Blutgefäßen zu erhöhen, versuchten es die Forscher kurzerhand damit. Tatsächlich führte dieses für Mäuse ungewöhnliche Medikament schnell zu einer normalen Verdauung (Journal of Clinical Investigation vom August 2000).

Wie der Physiologe Raj Goyal vom der West Roxbury Veterans Affairs Medical Center und der Harvard Medical School meint, besteht der wahre Erfolg der Studie darin, dass zuckerkranke Mäuse – und wahrscheinlich auch Menschen – einen Mangel an Stickstoffmonoxid als Neurotransmitter haben. Möglicherweise beginnen die Forscher bereits im September mit den ersten klinischen Studien an Menschen.

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