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News: Viagra - sachlich betrachtet

Seit Ende März auf dem amerikanischen Markt, verkauft sich das Potenzmittel Sildenafil in seiner Einführungsphase besser als jedes andere Medikament. Bisher haben mehr als 1,5 Millionen Männer - meist in den USA - davon Gebrauch gemacht. Die Einführung des Medikaments in der Europäischen Union ist durch das positive Votum der European Medicines Evaluation Agency (EMEA) nun ebenfalls näher gerückt.
Sildenafil, besser bekannt unter dem Namen Viagra®, ist momentan in allen Schlagzeilen vertreten und wurde auch auf der 93. Jahrestagung der American Foundation for Urologic Disease in San Diego, vom 30.5. bis 4.6.1998 heiß diskutiert. Schätzungen zufolge leiden im Alter von 40 Jahren fünf Prozent aller Männer an Impotenz, diese Zahl steigt bei 65jährigen auf 15-25 Prozent. Betroffene Männer können sich eine Prothese implantieren lassen, mit einem Vakuumgerät den Blutfluß in den Penis erhöhen, sich kurz vor dem Geschlechtsverkehr ein Medikament in den Penis spritzen oder ein Suppositorium (Zäpfchen) in die Harnröhre einführen. Die meisten Betroffenen sind mit diesen Therapiemöglichkeiten jedoch unzufrieden.

Mit Sildenafil steht nun erstmals eine Tablette zur Verfügung, die bei sexueller Stimulation eine Erektion verstärkt bzw. aufrecht erhält. Damit es überhaupt zu einer Erektion kommt, ist ein erhöhter Spiegel an cyclischem Guanosinmonophospat (cGMP) notwendig. cGMP entspannt die Muskulatur der Blutgefäße im Penis, so daß dieser sich aufgrund der verstärkten Blutfüllung versteift. Eine Erektion bleibt jedoch nur bestehen, wenn das blutgefüllte Penisgewebe sich soweit ausdehnt, daß der Blutabfluß in den Venen durch den zunehmenden Druck gedrosselt wird. Wird cGMP zu schnell durch das Enzym Phosphodiesterase Typ 5 (PDE5) abgebaut, fließt das Blut sofort wieder ab, und der Penis erschlafft. An dieser Stelle liegt der Angriffspunkt des Sildenafil. Sildenafil blockiert die PDE5 und sorgt so für einen anhaltend hohen Spiegel an cGMP, das erheblich langsamer abgebaut wird.

John Mulhall vom Loyola University Medical Center in Maywood, warnte jedoch, Sildenafil bedenkenlos einzusetzen. Wie seit langem bekannt ist, kann Impotenz auch ein erstes Anzeichen von Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz oder Multipler Sklerose sein. In einer neu vorgelegten Studie an 42 Patienten konnte er weiterhin zeigen, daß Männer mit Potenzstörungen ebenso eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Herzerkrankung haben, auch wenn sie keine weiteren Krankheitszeichen aufweisen. Diese Ergebnisse unterstreichen noch einmal, wie wichtig die genaue körperliche Untersuchung eines Patienten ist, bevor die Therapie der Impotenz beginnen sollte.

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