Computerspiele: Videospieler trainieren Hirnbereiche ungleichmäßig
Die Folgen des verbreiteten Hobbys "Videospiele" sind unter Hirnforschern traditionell umstritten: Studien legten etwa nahe, dass sich bei Computerspielern – nicht überraschend wegen des Trainingseffekts – die visuelle Aufmerksamkeitsleistung und das Kontrastsehen verbessern. Zudem können sie sich offenbar insgesamt besser in der Umwelt orientieren als der nichtspielende Durchschnitt; vielleicht, weil ein Zuwachs von grauer Substanz im Gehirn den so genannten entorhinalen Kortex leistungsfähiger macht. Andere Untersuchungen zeigen aber auch Schattenseiten: So gibt es etwa Hinweise darauf, dass Computerspielfans sich nur anders orientieren, was zugleich auf Kosten von Hirnregionen wie dem Hippocampus geht. Diese Vermutung haben nun Forscher um Gregory West von der University of Montreal überprüft – und am Ende zumindest Anlass zur Besorgnis gefunden.
Die Wissenschaftler bestätigten zunächst den bereits bekannten Effekt eines verbesserten navigatorischen Geschicks von Videospielern. Dieser geht offenbar mit einem verstärkten Einsatz von Routinen im Hirnbereich des Nucleus caudatus einher, der auch zum Belohnungszentrum des Hirns gehört. Ähnliche Beobachtungen hatten auch schon andere Gruppen gemacht: Gamer gewöhnen sich spielerisch an selbstbelohnende Leistung, was tatsächlich insgesamt leistungssteigernd sein kann, daneben jedoch womöglich auch ein gewisses Suchtpotenzial hat.
Wie West und Kollegen aber weiter zeigten, setzen Computerspieler gleichzeitig die üblicherweise für Orientierungsaufgaben genutzten Hippocampus-Areale im Gehirn wirklich seltener ein. Das könnte in der Konsequenz bedeuten, dass diese Hirnbereiche nun untertrainiert leiden, spekulieren die Forscher. Tatsächlich ist von anderen Gruppen schon gezeigt worden, dass bei Personen mit bei Navigationsaufgaben stärker aktivem Caudatum die graue Substanz im Hippocampus abgebaut wird. Sollte dies auch eine Folge von zu häufigem Computerspielen sein, so sind langfristige Probleme zu erwarten, befürchten die Forscher: Der Verlust von grauer Substanz im Hippocampus ist auch ein typisches Symptom von neurologischen Störungen wie etwa der Alzheimerkrankheit. Dieser Korrelation müsse in den kommenden Langzeitstudien nachgegangen werden, meinen die Wissenschaftler aus Kanada.
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